Full text: Haus und Vaterland I (Band 4 = Klasse 6, [Schülerband])

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3. 3m Hohenzollernstaate. 
1. Belehnung -es Burggrafen Friedrich von 
Nürnberg durch Aaifer Sigismund mit der Mark 
Brandenburg \%\7. 
Don Ernst von Wildenbruch. 
§u Konstanz an dem Markte saß Kaiser Sigismund; 
ihm war von Gram und Sorgen die Seele krank und wund. 
„Wohin ich blick' im Reiche, Hader und Zwistigkeit, 
es wankt der alte Glaube, es seufzt die Christenheit. 
Allein von allen Sorgen die schwerste, die ich fand, 
das bist doch du dort oben, du Brandenburger Land! 
Mich weckt zur Nacht im Traume ein klagendes Geschrei: 
„„Wir sterben und verderben; hilf, Kaiser, komm herbei!"" 
Von Elbe bis zur Oder Schlachtlärm und Kampf und Blut, 
zerbrochene Städtemauern, Dörfer voll Schutt und Glut; 
Verbrechen ohne Strafe, die Unschuld ohne Schutz; 
denn wer im Bügel sitzet, beut dem Gesetze Trutz. 
Wo finde ich im Reiche den Mann von Herz und Hand, 
der vom Verderben rette mein Brandenburger Land?" 
Da schüttelten die Häupter die Fürsten und die Herrn: 
„Wer will die märk'schen Wölfe in einen Käsig sperr'n? 
Wer will sein Haus erbauen dort zwischen Bruch und Sand? 
Viel besser ist's, wir bleiben in unserm schönen Land." 
Und aus den Reihen allen vortrat ein einziger Mann, 
und alle Augen blickten den einen staunend an; 
das war von Hohenzollern Herr Burggraf Friederich: — 
„Wenn Gott mir Gnade schenket, der, den ihr sucht, bin ich." 
Wie stand er vor dem Kaiser stolz in bescheidner Kraft, 
sein Leib so schlank gewachsen wie einer Lanze Schaft, 
sein Auge blau und leuchtend, ein wandelloser Stern, 
als wie von Gott gezeichnet zum Fürsten und zum Herrn! 
Ihn schmückte nicht der Kurhut und nicht der Hermelin, 
sein Kleid, das war der Panzer, das Schwert umklirrte ihn; 
doch wie er stand im Kreise der Fürsten hoch und reich, 
sein Haupt wuchs über alle, kein einz'ger war ihm gleich.
	        
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