fullscreen: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

Solon in Athen. Pisistratus. 13 
erste Klasse, die Reichen, blieb im alleinigen Besitz des Archontats und des 
aus den abtretenden Archonten gebildeten Raths auf dem Areopag, welcher 
die Entscheidung über Mord und andere schwere Verbrechen und die Aufsicht 
über die Beobachtung der Gesetze und religiösen Gebräuche und über die Sitten 
hatte. Ein zweiter Rath war die Bule, eine Versammlung von 400 Mit¬ 
gliedern , welche vom ganzen Volke aus den 3 ersten Klassen jährlich gewählt 
wurde und alles, was der Volksversammlung vorgelegt wurde, zu prüfen und 
vorzubereiten hatte. Durch diese beiden Räthe sollte die Volksversammlung 
gezügelt werden, was freilich auf die Länge unmöglich war. Die Erziehung 
überließ Solon den Eltern, wie er überhaupt die Freiheit des Einzelnen gegen¬ 
über dem Staate wahrte und nicht bloß auf körperliche, sondern auch auf 
geistige Ausbildung sah. Die Gesetze Solons wurden auf hölzerne Tafeln 
geschrieben und öffentlich aufgestellt. Nachdem die Athener sich eidlich ver¬ 
pflichtet hatten, 10 Jahre lang dieselben halten zu wollen, reiste Solon nach 575. 
Ägypten, Cypern und Kleinasien, wo er mit dem lydischen König Krösus 
zusammengekommen sein soll. Von da kehrte er nach Athen zurück, wo die 
Parteien wieder so schroff als je einander gegenüber standen. Solon wird 
auch unter die sogenannten sieben Weisen gezählt, deren jedem ein besonderer 
Wahlspruch beigelegt wird, ihm: „nichts zu viel", Thales von Milet: „Bürg¬ 
schaft bringt dir Leid." 
Diese solonische Verfassung wurde durch Klisthenes, Aristides und Peri- 
kles in demokratischem Sinn fortgeführt. Um die Macht des Adels zu brechen, 
hob Klisthenes die alte jonische Kasteneintheilung in 4 Phylen auf und 
theilte das Land geographisch in 10 neue Phylen ein, erhöhte die Bule auf 
500 Mitglieder, aus jeder Klasse 50, die nicht mehr gewühlt, sondern erlöst 
wurden, und führte den Ostracismus ein, durch welchen das Volk jeden 
Bürger, dessen Gegenwart ihm für den Staat gefährlich schien, auch ohne 
äußere Veranlassung durch eine einfache Abstimmung in die Verbannung schicken 
konnte. Aristides verschaffte allen Bürgern, ohne Rücksicht auf Geburt 
und Vermögen, Zutritt zum Archontat und zu den übrigen Staatsämtern, 
was freilich nach der Schlacht bei Marathon eine wohlverdiente Belohnung 
war. Perikles führte, um dem Volke, auch den Ärmsten, die Ausübung 
seiner Rechte möglich zu machen, die Bezahlung für die öffentliche Thätigkeit 
ein (zuerst den Richtersold, dann den Sold für das Erscheinen in der Volks¬ 
versammlung, den Kriegssold und endlich das Schauspielgeld), wälzte durch 
die Erweiterung der wohl schon von Solon eingeführten Leiturgieen die 
Lasten des Staates fast ausschließlich auf die Reichen und beschränkte die 
Gewalt des Areopags. 
§• 12. 
Pisistratus und seine Söhne in Athen. 560. 
Hatte Solon trotz aller Aufforderungen keine Lust, sich zum Tyrannen 511. 
von Athen auszuwerfen, so brauchte es bei seinem Verwandten Pisistratus 
wenig Aufforderung. Dieser stellte sich an die Spitze der Diakrier, des 
ärmeren Theiles, und brachte es durch die List, daß er sich selbst verwundete 
und vorgab, seine Feinde haben ihn angefallen, dahin, daß ihm das Volk 
eine Leibwache von 50 Keulenträgern bewilligte, welche er willkürlich noch 
vermehrte. Mit diesen besetzte er die Burg und beherrschte Athen. Solon,560. 
der damals von seiner Reise zurückgekehrt war, gelang es nicht, ihn von seiner
	        
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