Albrecht II.
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Volk) um, das er mit ländlichen Geräten, wie Dreschflegeln, Sensen, und
mit Wagenburgen (S. 5) ausrüstete. Die schwerfälligen Ritterheere der
Deutschen waren diesen l-eweglichen, von religiöser Parteiwut durchglühten
Scharen nicht gewachsen und erlitten Niederlage auf Niederlage.
3. Erfolge der Huffiten unter Prokop dem Großen. Nach dem Tode
Ziskas (1424) warfen sich die Huffiten unter Prokop dem Großen,
d. h. dem Langen, auf die deutschen Nachbarländer. Ihren Weg bezeichneten
Tausende von Erschlagenen und die rauchenden Trümmer von Kirchen,
Klöstern, Dörfern und Städten. Deutschland stand diesen Greueln wehrlos
gegenüber. Am grellsten traten die Mängel des Reichskriegswesens zu
Tage, als die Deutschen von neuem zum Angriffe vorgingen. Das Kreuz¬
heer stob einmal nach kurzem Kampfe, ein andermal beim bloßen Heran¬
nahen der Feinde in wilder Flucht auseinander.
4. Der Friede mit den Huffiten. Von der kriegerischen Überlegenheit
der Hussiten Überzeugt, knüpfte das Konzil zu Basel (14311—1449)
mit der gemäßigten Partei Unterhandlungen an und gewährte die Spendung
des Abendmahls unter beiden Gestalten. Nun kehrte allmählich der Friede
zurück. Sigmund nahm wieder von Böhmen Besitz (1436).
Schon im folgenden Jahre starb der Kaiser. Schwere Verluste hat
unter ihm das Deutschtum im Osten erlitten. Im ersten Jahre seiner Re¬
gierung unterlag der Deutsche Orden, von Kaiser und Reich im Stiche gelassen,
bei Tannenberg (in Ostpreußen) dem Heere des geeinigten polnisch-litauischen 1410
Reiches. Während der Hussitenkriege wurde die deutsche Kultur in
Böhmen zum großen Teile vernichtet. In beiden Fällen erblaßte der alte
Waffenruhm des deutschen Volkes.
III. Kaiser aus dem Hause Habsburg. *S8
1806
1. Albrecht II. (1438—1439).
Nach dem Tode Sigmunds wählten die Kurfürsten seinen Schwieger¬
sohn und Erben Albrecht, der als Herzog von Österreich und König
1 In diesem Jahre endigte die Jungfrau von Orleans ihre ruhm¬
volle Laufbahn auf dem Scheiterhaufen. Sie war die Tochter eines schlichten Land¬
mannes in Do m Remy unweit der deutschen Grenze. Voll Begeisterung für König
und Vaterland und getragen von dem unerschütterlichen Glauben an ihre göttliche
Sendung, hatte sie während des großen Erbfolgekrieges zwischen Frankreich und
England (1339—1453) die Führung des französischen Heeres übernommen, das
von den Engländern belagerte Orleans entsetzt und den König Karl VII. zur
Krönung nach Reims geleitet, war aber dann von ihren Feinden gefangen
genommen worden.