Full text: [Theil 4, [Schülerband]] (Theil 4, [Schülerband])

6 
Also aus einer Ecken am Wald tritt er Herfür in Bettler¬ 
gestalt, geht sacht an seinem Stabe fort nach dem fast nah gelegnen 
Ort und kommt an eines Reichen Hans — war grad' ein Fest 
und großer Schmaus — dort stellt er still sich vor den Saal — 
nach ihm fragt niemand allzumal. Er hört drin lachen, klingen 
und schwatzen, als sei im Haus eine Herde Spatzen, hört reden, 
was keines Gemüthe bessert, noch eines Menschen Nutz vergrößert; 
und haben's geredt, es gemahnet ihn so, als dröschen die Drescher 
nur leeres Stroh. 
Als er verwundert lange gestanden, spricht er zu einem, ihm 
beihanden: „Ihr habt den Herrn Jesum zu Tisch gebeten, nun 
komm ich armer Bettler getreten und führ' euch seine Worte an: 
Was ihr mir thut, habt ihr ihm gethan!" Da scheint's, sie 
werden ihn erst gewahr; es fährt auf ihn ein der Diener Schar: 
„Hinaus mit dir, du schlimmer Geselle!" und trieben ihn aus 
von Flur und Schwelle. Ja, einer that die Hund' auf ihn hetzen; 
doch die den Herren nicht verletzen. 
Nun sinnt er nach, wie ihm geschehn, und sinnt bei sich im 
Fürbaßgehn: soll er das Haus mit Feuer strafen, soll er die Sünder 
lassen schlafen? Man kann dem Bösen nichts Ärgeres thun, als 
ihn im Bösen lassen beruhn; doch setzt er ihnen noch Gnade aus. 
Dann kommt er an eines Armen Haus, das sieht gar klein und 
freundlich aus; Eltern und Kinder um einen Tisch, die essen einen 
gesottnen Fisch, der heut dem Vater ins Netz gegangen, und haben's 
so gut nicht gehabt seit langem; ein kleines Hündlein hebt ein 
Bein, das Hündlein will auch gespeiset sein. 
Wie da der Herr hinzugetreten und sanft um eine Gabe 
gebeten, das junge Weib aufsteht gewandt und führt den Bettler 
an ihrer Hand, zu ihrem Tisch heißt sie ihn setzen, weil sie sich 
heut an was Seltnem letzen. Und Eltern und Kinder wurden 
satt, weil's ihnen der Herr gesegnet hatt', und sprachen: „Hab' 
Dank, Herr Jesu Christ, daß du unser Gast gewesen bist!" — 
Die Krumen streut sie hinaus zur Linde, damit auch das Vöglein 
Speise finde. 
Drauf setzt sich der Vater ans Kamin; sein junges Weib 
sitzt zu ihm hin, stellt ihm sein Kleinstes auf den Schoß und läßt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.