196
Sechsbätzner in den Hut des Herrn, der diesmal für den In¬
validen aufhob. Alles gab, und als dann der Herr abermals
das Geld in des Invaliden Sack geschüttet, rief er: „Boucher
lebe hoch!" — „Hoch! hoch! hoch!" rief das Volk. Und der
Invalide faltete seine Hände und betete: „Herr, belohne du’s
ihm reichlich!"
Und ich glaube, es gab an diesem Abende zwei Glück¬
liche mehr in Wien. Der eine war der Invalide, der nun
weithin seiner Noth enthoben war; und der andere war
Boucher, dem sein Herz ein Zeugnis gab, um das man ihn
beneiden möchte. W. 0. v. Horn.
161. Der Hänfling.
Ein Hänfling, den der erste Flug aus seiner Eltern Neste
trug, hub an, die Wälder zu beschauen, und wünschte sich hier an¬
zubauen. Ein edler Trieb! denn eigner Herd ist, sagt das Sprich¬
wort, Goldes werth.
Der Eichbaum schien für ihn allein der Niederlassung werth
zu sein. „Hier thron' ich, sprach er, wie ein König; so hohe Nester
gibt es wenig." Allein, als kaum der neue Sitz vollendet war, traf
ihn der Blitz.
Es war ein Glück bei der Gefahr, daß unser Prinz im Hanfe
war. Er kam, sobald es ausgewittert, und fand die Eiche halb
zersplittert. Da sah er mit Bestürzung ein, er könne hier nicht
sicher sein.
Mit umgekehrtem Eigensinn begab er sich zur Erde hin und
baut' im niedrigsten Gesträuche, scheu vor dem Mißgeschick der Eiche.
Doch bald gereut' ihn dieser Rath, als ihm das Vieh sein Nest
zertrat.
Da baut' er sich das dritte Haus und las ein dunkles Büschchen
aus, fern von den Wolken in den Lüften, fern von den Herden in
den Triften; ein Büschchen, das in Ruhe liegt, da lebt er noch und
lebt vergnügt.
Vergnügte Tage findet man, wenn man sie hier noch finden
kann, nicht bei dem Thron, nicht in den Hütten. Kannst du vom