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Gewände birgt sich oft ein magerer Gehalt, aber was tut es? Oie Ware
geht ab, und es füllt sich des Händlers Zäckel. Va, wo die Rcichsstraße
in die Grimmaische mündet, steht neben einem jungen Gesellen ein hagerer
Mann, der ein angehender Dreißiger sein muß und mit einem langen
braunen Rocke angetan ist, den er wohl schon eine gute Zeit getragen
hat, da von Molle nicht viel mehr darauf zu sehen ist. Gr hat einen Tisch vor
sich, auf dem zwei päcklein ungebundener dünner Zchriften liegen. Ruf
der zu oberst liegenden liest man den Titel: „Über die pflichten gegen
die Armen, predigt von Magister A. h. Franke."
Was ist das für ein Mann? Zoll das ein Buchhändler sein? Er
steht so still an seinem Tische und so bescheiden, er schreit seine Ware nicht
aus — er hat sein Handwerk wohl schlecht gelernt? Gder schämt er sich,
seine dürftige, unscheinbare Ware auszuprahlen? Spott hat er auch schon
genug hören müssen, nicht bloß von den Buchführern zur Rechten und
zur Linken, die mit hochmütigem Naserümpfen auf den armen Zchlucker
niederschauen, sondern auch von dem vorüberziehenden Volke, dem der
lange, dürre Buchführer mit seinem armseligen Gesellen doch zu spaßig
vorkommt. Aber nur still, da kommt eine vornehme Dame, die bleibt
an dem Tische des wunderlichen Mannes stehen und liest den Titel der
predigt. Wie von einem Blitze durchzuckt, nimmt sie ein heft auf und
ruft entzückt: „von Francke eine predigt? Was kostet sie?"
„Drei Groschen, meine Werteste!"
Oer Buchführer streicht das erste Geld ein. Rach einer Weile ist
die Dame wieder da und hat einen vornehmen Herrn bei sich mit einem
Ordensband im Rnopfloche. Der nimmt gleich zehn solcher hefte und
zahlt seine dreißig Groschen auf den Tisch.
Va kommt ein Stein geflogen und zwar gerade in den Haufen der
predigten hinein, die nun wie Zpreu auseinanderfliegen. Unter dem
rohen Gelächter einer Zchar von Buben liest der Buchführer mit seinem
Gesellen die davongeflogenen Blätter zusammen und sagt halblaut zu
dem Burschen: „Für die Zteine sollen sie uns noch Geld bringen und
einen Legen dazu mitnehmen!"
Inzwischen haben sich etliche Leute um den Tisch gesammelt, die durch
den Unfall aufmerksam geworden sind- zum größten Teile waren es
Bauern von den umliegenden Dörfern. Sie besehen sich auch die predigt,-
und ein alter Bauer sagt: „Gerechter Gott, ist das der Francke, der von
sieben Gulden ein Waisenhaus gebaut hat? Zolch eine predigt muß ich
auch haben!" Die andern folgen seinem Beispiele, und während sie in
lebhafter Unterhaltung über den Waisenhausbau in halle um den Tisch
herstehen, sammelt sich noch mehr Volk, und die predigten gehen reißend
ab. Rls der Abend hereinbricht, ist nahezu die Hälfte verkauft, und am