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Darauf ließ er Rom wieder schöner aufbauen und seine Los.
reftdeuz war das Herrlichste was man sich in dieser Art denken konnte
Die GewissenSqualen über feine Verbrechen suchte er durch ver-
chweuderische Feste nud Lustreiseu, insbesondere durch öffentliches
auftreten als Schauspieler, Sänger und Wagenlenker zu beschwichtigen
b“rfl6cr feine zweite Gemahlin Poppäa - die doch
selbst kein Muster der Tugend war — Vorwürfe machte, tiJMete er
" wmiCrrne biri* Fußtritt. Bierzehu Jahre laug hatte Nero
so dmch feine Grausamkeit unb Tyrannei die römische Welt gequält
und sich selbst über die Gebulb derselben bewundert; bu brach unter
•ben gallischen unb spanischen Legionen eine Empörung, unb in Rom
ein Aufftanb gegen ihn ans, in bem er, sein Schicksal doraussehenb,
sich bon einem Sklaven erbolchen ließ (68). Das war bas Ende des
letzten Kaisers aus dem augusteisch-livischen Hause.
§• 44. Rom unter den Soldatenkaisern.
Nach dem Tode Nero's nahmen binnen Jahresfrist drei Kaiser
den Thron ein; welche nicht durch das Recht der Geburt, sondern
burchdenWillen des Heeres zur Herrschaft gelangten: Galba, Otho
^tkllius (68—69). — Keiner starb eines natürlichen Todes.
— Mit Titus Flavins Vespasiänus bestieg endlich ein würdiger
Kaiser den römischen Thron (70—79). Während derselbe in Rom
die Regierung antrat, eroberte sein Sohn Titus Jerusalem und rer.
störte die Stadt und den Tempel 70 n. Chr. Vespasiän war wäh¬
rend semer Regierungszeit ernstlich bemüht, das Reich wieder zu heben-
er stellte die erschlaffte Mannszucht im Heere wieder her und brachte
Ordnung in die zerrütteten Finanzen. Im 10. Jahre seiner Regierung
erkrankte er, zum ersten Mal in seinem Leben, und starb im Jahre
19 n* toar "ach Augustus der erste Kaiser, der eines natür¬
lichen Todes starb. Ihm folgte sein Sohn Titus (79-81). Als
er,den ^ron bestieg, sah man wegen seiner unordentlichen Lebens¬
weise und seiner Neigung zur Härte unb Strenge mit banger Erwar¬
tung in ^ die Zukunft. Aber als Kaiser schien er wie umgewandelt.
^,itus gilt als einer der besten unb edelsten unter ben römischen Kai¬
sern. Durch feine Milbe, Güte unb Großmuth erwarb er sich im
Munbe bes Volkes ben ehrenvollen Beinamen: „bie Liebe unb