fullscreen: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

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Neunter Zeitraum. 
d.2.Ap. Nizza, der Marschall von Luxemburg Naw.ur (den 30. Juni), 
*092 und da ihn die Verbündeten bei Steen kecken anariffen, schlug 
er sie mit großem Verluste zurück (den 3. Aug.). Dagegen erlitt 
der Vice-Admiral Tourville bei l a Hogue eine schwere Nieder- 
tzen2o. ^ge durch die englisch-holländische Flotte unter Almonde und 
Rüssel. Ludwig XIV. wünschte jetzt Frieden, und suchte ihn nach ge¬ 
wohnter Weiie durch Separatvertrage zu erlangen, fand abeaffür jetzt 
weder bei dem Herzoge von Savoien noch bei dem Kaiser Ein¬ 
gang. Aufs neue erschien ein französisches Heer unter dem Mar- 
1693 schall de Lorges in Deutschland, plünderte Heidelberg, durchzog 
Würtemberg und Hessen, wich aber vor dem anrückenden Prinzen 
Ludwig von Baden über den Rhein zurück. Wilhelm HI., im 
1693 Cabinette glücklicher als im Felde, wurde mit großem Verluste 
de»29. von dem Marschall von Luxemburg zwischen Landen und Meer- 
2"" winden geschlagen, und auch Catinat hatte in Italien den 
Vortheil. Luxemburg starb und Villeroi trat an seine 
Stelle. Immer drückender ward dieser Krieg für Ludwig XIV. 
Die Engländer warfen Brandkugeln in seine Hafenstädte und 
ohne Entscheidung waren die gelieferten Schlachten und Marsche. 
Da gelang es ihm zuerst, den Herzog von Savoien, Victor 
dc»2. Amadeus, durch Zurückgabe aller Eroberungen zu einem Sepa- 
Aug. tatfricbcn zu bewegen, welcher in Turin abgeschlossen ward. 
*000 Dieß bahnte unter schwedischer Vermittelung den Weg zum Frie¬ 
den von R y s w i ck, einem Dorfe zwischen Haag und Delft, wo ein 
Lustschloß, Nie uw bürg, liegt. Die Friedensschlüsse von Mün¬ 
ster, Osnabrück und von Nimwegen wurden zur Grundlage ge- 
dcn 20 uommen. Holland, England und Spanien schlossen besonders ab, 
S-pt.' sie erhielten alle wahrend des Krieges gemachten Eroberungen 
' zurück. Der Kaiser, abermals allein gelassen, erhielt Breisach, 
Freiburg, Philippsburg und die durch die Reunionen 
außerhalb Elsaß weggenommenen Orte wieder; Straßburg aber 
blieb bei Frankreich, auch wurde für 1922 deutsche protestantische 
Ortschaften die freie Uebung der catholischen Religion ausbedungen, 
eine Clausel, die den französischen Diplomaten vielleicht von Leo¬ 
pold I. selbst an die Hand gegeben worden war. Die Herzogin 
von Orleans wurde für ihre Ansprüche mit 300,000 Thalern ent¬ 
schädigt, und dem Herzoge Leopold Karl von Lothringen die völlige 
Wiedereinsetzung in seine Staaten zugesichert, so wie sie sein Gro߬ 
oheim Karl IV. 1670 besessen. Neun Jahre hatte dieser 
Krieg unter namenlosem Elend und vandalischen Verheerungen ge¬ 
dauert. 
Folgenreich ward für das deutsche Staatswesen die Standes¬ 
erhöhung, welche Leopold I. in dieser Zeit einigen Fürsten ertheilte 
oder zuließ. Der Herzog Ernst Ludwig von Hannover erhielt 
den Titel eines Chur für üen, 1692, wodurch die neunte 
Churwürde in Deutschland entstand. Sein Sohn, Georg Lud-
	        
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