Full text: Für untere Klassen (Abteilung 1, [Schülerband])

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Vater Laörtes lebte fern von der Stadt auf einem Weinberge 
in einer Art von Wahnwitz, und seine edle Gemahlin Penelope 
that nichts als weinen, alle Tage. Weil die Unterfürsten der 
Insel meinten, ihr Herrscher Odysseus wäre längst tot, so 
quälten sie das arme Weib, einen aus ihnen zu heiraten, und 
weil die brave Penelope dies verabscheute, so kamen sie alle 
Tage in ihren Palast, schmauseten von ihrer Herde, tranken 
den Wein ans ihrem Keller und zwangen die Selaven des 
Hauses, ihnen aufzuwarten. Sie wollten der Penelope alles 
aufzehren, wenn sie nicht einen von ihnen zum Gemahl wählte. 
Und als die Sache ruchbar wurde, daß in Odysseus Palast 
immer lustige Gesellschaft und freie Zeche sei, so fanden sich 
der Schmauser immer mehrere ein, die gar nicht die Absicht 
hatten, um die edle Penelope zu werben. Aus Jthaka selbst 
waren l2, aus der benachbarten Insel Dulichion 52, aus 
Same 24, aus Zaknnthos 10, begleitet von Aufwärtern, 
Köchen, einem Herolde und einem Sänger. Des Morgens 
kamen sie an, und am Abend gingen oder fuhren sie nach 
Hause. So schwelgten sie vom fremden Gute, drei Jahre hin¬ 
durch. Und das mußte die arme Penelope ansehen und hatte 
Niemand, der ihr beistehen konnte. Ihr einziger Sohn, Tele- 
mach, war noch ein schwacher Jüngling. Um sich auf einige 
Zeit Ruhe zu schassen, verfiel sie einmal auf eine List. „Höret," 
sagte sie zu den Frechen, „jetzt fang' ich ein Gewand zu weben 
an, das lange Zeit erfordern wird, das Leichentuch für den 
alten Laörtes. Versprechet ihr, mich so lange im Frieden zu 
lassen, bis es fertig ist, so will ich mich hernach zu eurem 
Willen bequemen." Die Fürsten versprachen es, und Penelope 
fing an zu weben; aber in der Nacht, wenn niemand sie be¬ 
merkte, trennte sie die künstliche Arbeit des Tages wieder auf, 
und so ward das Gewebe niemals vollendet. Die Frevler 
erfuhren es, ärgerten sich und tobten nun desto wütender. 
Das treue Weib und ihr Sohn hegten indes noch immer 
die süße Hoffnung, den geliebten Vater wiederzusehen. Jeden 
Reisenden forschten sie aus, ob keiner etwas von dem Irren¬ 
den gehört; allein die Nachfragen waren alle vergebens. Da 
gab Athene dem jungen Telemach den Gedanken ein, zu den 
Helden herumzureisen, welche mit seinem Vater vor Troja ge¬ 
wesen und längst zurückgekehrt waren. Von ihnen hoffte er 
am sichersten zu erfahren, welchen Weg der Vater genommen, 
und ob seine Rückkehr noch zu erwarten sei. Seiner Mutter 
sagte er nichts von seinem Vorhaben, weil sie ihn wohl nicht 
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