Zweite Abteilung.
Beschreibende Darstellung.
A. Aus Tier- und l’liaiizenlcbeii.
125. Leben der Singvögel.*)
Die Singvögel führen allem Anscheine nach ein sehr ver¬
fügtes Leben. Ehe sie noch aus dem Ei schlüpfen, ist
!hnen schon die Wiege bereitet, in der sie gross gezogen
Werden sollen. Denn wenn sie aus dem Ei kommen, sind
Sle entweder ganz nackt oder nur mit einem grauen Flaum
bedeckt und können sich gar nicht helfen. Doch werden sie
dann von den Alten mit grosser Sorgfalt gefüttert. Sie brauchen
fchts zu thun als, wenn der Vater oder die Mutter kommt,
ihre gelben Schnäblein aufzusperren und zu zwitschern. Dazu
deckt sie die sorgsame Mutter nachts mit den Flügeln zu,
dass sie nicht nass werden und nicht frieren dürfen. Sind
Sle flügge geworden, d. h. sind ihnen die Federn so weit ge¬
wachsen, dass sie fliegen können, so verlassen sie das Nest
fd setzen sich auf einen Strauch oder Baum, freuen sich
1111 Sonnenschein und warten, bis ihnen der Vater oder die
Cutter ein Würmlein, ein Mücklein oder ein Käferlein bringt
Ustd in den Schnabel steckt. Denn sich ihre Nahrung selber
Zu suchen, dazu sind sie noch zu einfältig. Haben sie end-
*) 8. Poet. Teil Nr. 8.
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