Full text: Für Klasse VI (5. Schuljahr) (Teil 4, [Schülerband])

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Klee gefüllt, und der Tisch wird mit den auserlesensten Fleisch- und Mehl¬ 
speisen für die heimkehrenden gedeckt. Die hölzernen Hütten droben stehen 
vom Oktober bis zum Juni leer. Im Winter schleicht der Rabe über 
die schneebedeckten Dächer hin und lugt wohl ein wenig zum Nauchsang 
hinab; aber öde ist es unten, und die Menschen haben alle Nahrung ver- 5 
zehrt, ehe sie fortzogen. 
Peter Rosegger. 
134. peterchen in der Fremde. 
Die Negierung der vereinigten Staaten hat eine recht interessante Nb- 
handlung veröffentlicht, welche den Titel führt „Der englische Sperling io 
in Nordamerika, besonders in seinen Beziehungen zum Ackerbau". Das 
Buch ist über vierhundert Seiten stark und enthält eine erschöpfende Dar¬ 
stellung von dem Leben und besonders von den Schandtaten unserer Spatzen 
in den vereinigten Staaten. 
Um das Jahr l 850 empfanden einige Direktoren des Brooklyn-Institutes is 
das Bedürfnis, die Tierwelt ihrer Heimat zu vervollständigen. Sie glaubten 
eines neuen Gehilfen in der Vertilgung der schädlichen Insekten zu be¬ 
dürfen und warfen ihr Buge aus den europäischen Straßenjungen, den 
Sperling. HIfo bauten sie einen schonen Käfig und holten 16 Spätzlein 
von England herüber. Ver erste versuch mißlang; obgleich man die kleinen 20 
Wichte während des Winters sorgfältig verpflegte, gingen sie bald zugrunde. 
Die Herren aber ließen sich dadurch nicht beirren; es machte ihnen auch 
keinen Eindruck, daß erfahrene englische Landbesitzer öffentlich erklärten, 
von dem Sperling sei für Amerika weniger Nutzen als Schaden zu er¬ 
warten, denn er fresse mehr Körner als Insekten. Im Jahre 1852 trafen 25 
sie wieder zusammen und beschlossen, zweihundert Dollars an die Sache 
zu wenden; sie bestellten in Liverpool eine neue Ladung; diesmal kamen 
hundert Stück herüber, und der versuch gelang, die Pärchen hielten sich im 
Freien. Später sind noch einige Nachschübe gemacht worden, im ganzen 
sind etwa 1500 Sperlinge von Europa nach Amerika gelangt. 30 
So war denn peterchen in der Fremde einquartiert, und man machte 
ihm das Leben süß; im Winter fütterte man ihn, im Sommer schoß man 
die Katzen und Falken ab, die ihm hätten nachstellen können, im Frühjahr 
wies man ihm passende Nistplähe an, eine Gemeinde beneidete die andere 
um seine Anwesenheit, ließ ihn kommen und empfing ihn mit weißgekleideten 35 
Jungfrauen. Und peterchen war ganz der Strolch dazu, von dieser Ge¬ 
legenheit ausgiebigen Gebrauch zu machen. Er fand ein Paradies voll 
Mais und Weizen nebst guten Gemütern, die von ihm nichts weiter ver¬ 
langten, als daß er sich stärken und vermehren sollte. Und in der Tat, 
von 1870 bis 1875 dehnte er sich über 500 (englische) Ouadratmeilen 40 
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