Full text: Mittel- und Norddeutschland (Teil 2)

— 264 — 
straßen ermöglichen nicht nur eine viel billigere Beförderung der Güter, sondern 
sollen jetzt auch dazu dienen, die Eisenbahnen, deren Verkehr auf einzelnen 
Strecken ins Ungeheuere gestiegen ist, zu entlasten. Die Gesamtlänge der deutschen 
Kanäle beträgt jetzt etwa 2500 km. Freilich sind darunter manche, die wegen 
geringer Tiefe den heutigen Anforderungen des Verkehrs nicht mehr entsprechen 
und darum an Bedeutung verloren haben. Während z. B. beim Bau des 
Ludwigs-Kauals eine Tragfähigkeit der Schiffe von 127 t vorgesehen war, rechnet 
man bei den neueren Anlagen mit einer solchen von 600—750 t. 
Die wichtigsten der älteren Kanäle sind folgende: Im Rheingebiet verbindet der 
Rhein-Rhone-Kanal Straßburg mit Lyon, der Rhein-Marne-Kanal Straßburg 
mit Paris, der Ludwigs-Kanal den Main mit der Donau (Bamberg—Regensburg). 
Zahlreicher sind die künstlichen Wasserstraßen im Gebiete der Elbe und Oder: Der 
Rhin- und Rnppiner Kanal führen von der untern zur oberu Havel, der Finow- 
Kanal von der Havel zur Oder, der Plaueusche Kanal von der Elbe zur Havel, der 
Friedrich-Wilhelms-Kanal von der Spree zur Oder, der Klodnitz-Kanal von 
der Oder zum oberschlesischeu Jndustriebezirk, der Bromberger Kanal von der Netze 
zur Brahe. In Ostpreußen verbindet der Elbing-Oberländische Kanal die Seen- 
platte mit der Küste (Elbing), der Große Friedrichsgrabeu die Deime mit der 
Memel, der König Wilhelms-Kanal die Memel mit dem Memeler Tief. Zu diesen 
Kanälen sind dann in den letzten beiden Jahrzehnten als bedeutend leistungsfähigere 
Wasserstraßen hinzugekommen: Der Elbe-Trave-Kanal von Lübeck zur Elbe (1890), 
der Oder-Spree-Kanal (1891), der Kaiser Wilhelm-Kanal (1895) und der 
Dortmnnd-Ems-Kanal (1899). 
Einen großen Fortschritt im Ausbau unseres Wasserstraßennetzes bedeutet die 1905 
vom preußischen Landtage angenommene Kanalvorlage, über welche die Karte auf S. 263 
Aufschluß gibt. Die Vorlage umfaßt vier Gebiete, eins im Westen und drei im Osten. 
Das größte Interesse beansprucht der Rhein-Leine-Kanal, der mit seinem ö. Teile 
bei Bevergen von dem Dortmnnd-Ems-Kanal abzweigt, bei Minden die Weser schneidet 
und bei Hannover oder Wülfel in die Leine übergeführt wird. Die Verbindung mit dem 
Rheine erfolgt zwischen Ruhrort und Herne, wo ein Arm des Dortmund-Ems-Kanals 
endet. Abzweigungen des Kanals führen nach Hamm, bis wohin die Lippe kanalisiert 
wird, und nach Osnabrück. Im Anschluß an den Kanalbau soll zugleich der Lauf der 
Weser von der Porta bis nach Bremen durch Regulierung und teilweise Kanalisierung zu 
einer für größere Schiffe brauchbaren Wasserstraße umgestaltet werden. Ein zweiter großer 
Kanal wird von Berlin nach Hohensaathen a. d. Oder geführt. In Verbindung 
damit erfolgt eine Kanalisierung dieses Flusses bis nach Stettin, so daß fernerhin See- 
schiffe bis nach Berlin gelangen können. Im O. kommt dazu die Herstellung einer guten 
Oder-Weichsel-Wasserstraße durch umfassende Regulierung der Warthe, der Netze und 
des Bromberger Kanals. Außerdem hat die Vorlage noch die Verbesserung einer Reihe 
andrer schon bestehender Wasserstraßen vorgesehen: die Kanalisierung der Oder von 
Breslau bis zur Neißemündung, den Ausbau des Oder-Spree-Kauals und die Regulierung 
der Havel von Spandau bis zur Mündung bei Havelberg und der verzweigten Flußläufe 
der Oberspree. Die Kosten der beschlossenen Kanalbauteu belaufen sich auf 334557000^. 
Davon kommen auf den Rhein-Leine-Kanal mit seinen Anschlüssen 2503/i Mill. J<s, den 
Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin 43 Mill. J6, die Verbesserung der Wasserstraßen zwischen 
Oder und Weichsel 21175000 J6 und die Kanalisierung der oberen Oder 19650000 Ji.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.