Kopisch. Strauß.
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Da schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch
Und schnitten und rückten
Und nähten und stückten
Und faßten
Und paßten
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten.
Und eh' mein Schneiderlein erwacht,
War Bürgermeisters Rock bereits
gemacht.
7. Neugierig war des Schneiders
Weib
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht. j
Die Heinzelmännchen kommen sacht; *
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien.
Sie springt hinunter auf den Schall
MitLicht — husch husch husch husch —
verschwinden all'.
8. O weh, nun sind sie alle fort,
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten
ruhn,
Man muß nun alles selber thun.
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und Regeln
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals
wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht
wieder her.
99. Die Zwerge.
Von Victor von Strauß. Gedichte. Bielefeld, 1841.
1. Wie war die Zeit so lieblich, der Tag so froh und klar,
Als noch mit jedem Morgen der Zwerge bunte Schar
Stieg aus den Bergesklüften herab in Wies' und Feld!
Wie haben sie so traulich den Menschen sich gesellt!
2. Da schadete kein Regen, kein Hagel dem Getreid',
Die klugen Zwerge wußten's, sie fchnitten's vor der Zeit;
Sie schafften in den Feldern, in Haus und Hof und Stall,
Und Menschen, Vieh und Früchte gediehen überall.
3. Da droben an der Wiese, noch steht der Ahorn da,
Wo man auf schwankem Aste die Zwerglein sitzen sah;
Dort saßen sie im Schatten, die kleinen Gesellen treu,
Wenn unten die Mäher wandten das frische, duft'ge Heu.
4. 's ist über Nacht geschehen, daß man zersägt den Ast;
Er hing nur noch am Stamme, ihn hielt ein Streiflein Bast.
Arglos am Morgen kamen die Kleinen allzugleich;
Sie klommen auf den Ahorn und sprangen auf den Zweig.
5. Da ist der Bast gerissen, der Ast erkracht und fällt;
Die treuen Zwerglein stürzen gar jämmerlich ins Feld.