Falk. Kosegarten.
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Nicht lang', und lahm, blind, nackt und bloß erschien
Zum vierten Mal der Herr und bat um Brot.
Jodokus sprach: „Gieb ihm des Hundes Stücklein!
Der Herr wird sorgen, der die Raben speist".
Der Schaffner gab das Stück. Der Arme ging,
Und eine Stimm' erscholl: „Groß ist dein Glaube,
Du deines Meisters echter Jünger, groß,
Und wie du glaubtest, so soll dir geschehen".
Der Schaffner trat ans enge Fenster — schau',
Da landeten im nahen Fluß vier Schifflein,
Mit Brot und Obst und Öl und Wein befrachtet.
Der Schaffner eilte freudig an den Strand;
Von Menschen fand er keinen, fand dafür
Am Ufer eine weiße Flagge wehn,
Woran in Goldschrift diese Worte flammten:
„Vier Schifflein sendet, der die Raben speist,
Dem Abt, der heute viermal ihn gespeiset,
Ihm eins, dem Schaffner eins und eins dem Hunde;
Das vierte bleibt des Senders armer Sippschaft".
B.
Lyrische Poesie.
IV. Weltliche Lieder.
117. Wie ist doch die Erde so schön!
Von Robert Reinick. Lieder. Berlin, 1855.
1. Wie ist doch die Erde fo schön, so schön!
Das wissen die Vögelein;
Sie heben ihr leicht Gefieder
Und singen so fröhliche Lieder
In den blauen Himmel hinein.
2. Wie ist doch die Erde fo schön, fo schön!
Das wissen die Flüsf' und See'n;
Sie malen in klarem Spiegel
Die Gärten und Stadt' und Hügel
Und die Wolken, die drüber gehn.
3. Und Sänger und Maler wissen's,
Und es wissen's viel andere Leut'.
Und wer's nicht malt, der singt es,
Und wer's nicht singt, dem klingt es
In dem Herzen vor lauter Freud'!