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Sin Königswort. 
bildeten an den Wegseiten zwei Reihen, strichen ihre Sensen und ließen 
grüßend den König hindurchfahren. Ruf diese Weise statteten sie ihm ihren 
Dank dafür ab, daß er ihre hosdienste auf drei Tage in der Woche beschränkt 
hatte und sie gegen die Mißhandlungen und Stockschläge von Beamten 
und Gutsherren in Schutz nahm (s. Nr. 184). Im Dorfe Barsekow trat die Frau 
von Grietzheim an den Wagen des Königs, um sich für die ihrer Familie 
geschenkten zweihundert Morgen Sandes zu bedanken. Der König hatte 
dadurch der verarmten Familie aufhelfen wollen, wie er überhaupt den Land¬ 
adel durch Vorschüsse an Geld und Saatkorn, sowie durch Gründung von Leih¬ 
banken zu unterstützen suchte; denn Friedrich suchte dem Landadel den Besitz 
der Güter zu wahren und sah es ungern, wenn ein Bürgerlicher ein adeliges 
Gut kaufte. Rm nächsten Tage ging die Fahrt ins Magdeburgische hinein, 
wo Bruchland urbar gemacht wurde, und dann nach Potsdam zurück. 
So reiste der König oftmals durch das Land. War er dann in seine 
Residenz zurückgekehrt, so bemerkten die Bewohner der besichtigten Gegend 
bald, daß ihr König ein scharfes Rüge für alles hatte, hier wurde eine 
Kirche ausgebessert, dort ein verfallener Ldelhos,- aus sandiger Scholle 
wurden Kienäpfel gesäet,- die Fischzucht wurde gehoben und der Rnbau 
von Futterkräutern und Gbstbäumen gefördert. Nach Edwin Ewers. 
Ein Königswort*). 
1. Sie stiegen die Terrassen 
empor nach Sanssouci; 
sie suchten sich zu fassen 
und wußten doch nicht, wie! 
Zu eng dem vollen Herzen 
war eines jeden Brust,- 
doch war es nicht vor Schmerzen,- 
es war vor Dank und Lust. 
3. Gewichen toar das Übel 
wie Nacht vor Sonnenglanz,- 
im Städtchen jeder Giebel 
stand schmuck mit seinem Kranz. 
Sie kamen reich beladen 
mit Dank und Gotteslohn,- 
— das nenn' ich Rmbassaden 
zu einem Königsthron! 
2. Jüngst hatten Feuerflammen 
ihr Städtlein ausgeraubt, 
und alle Not zusammen 
schlug um ihr armes Haupt. 
Er hatt' es bald vernommen,- 
was wüßt' er nicht im Land! 
Und Hilfe war gekommen 
von seiner milden Hand. 
4. Es führt zum alten König 
sie ein der Leibhusar,- 
sie neigen untertänig 
ihr Haupt und herz fürwahr. 
„Staub, der wir sind, wir mögen 
nur danken mit Gebet! 
Gott schütte seinen Segen 
auf Eure Majestät!" 
6. Da stand er mit der Krücke 
so hager und gebückt; 
was hat in seinem Blicke 
so demanthell gezückt? 
Er sprach — es klang wie Zanken, 
das kurze Wort beinah —: 
„Ihr habt mir nicht zu danken,- 
deNN davor bin ich da!" Hugo von Blomberg. 
*) Als die Stadt Greiffenberg in Schlesien im Jahre 1788 abgebrannt war, gab 
Friedrich der Große ansehnliche Baugelder, so daß die unglückliche Stadt-bald wieder auf¬ 
gebaut war.
	        
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