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er getan hatte und was ihm widerfahren war, in einen Brief und sandte
diesen nach Ägypten. Da Amasis den Brief des Polykrates gelesen
hatte, sah er ein, daß ein Mensch einen Menschen nicht von dem, was
ihm bestimmt ist, zu erretten imstande sei, und daß Polykrates
nicht gut enden könne — er, der in allem Glück hatte und selbst,
was er fortwarf, wiederfand! Darauf schickte er einen Herold
nach Samos, um die Gastfreundschaft aufzulösen. Das tat er des¬
wegen, damit nicht, wenn den Polykrates ein furchtbarer Schlag
träfe, seine Seele um ihn trauern müßte als um einen befreundeten
Mann.
Gegen eben diesen Polykrates, der so glücklich in allem war,
unternahmen die Lakedämonier einen Kriegszug, nachdem die Sander
sie zu Hilfe gerufen hatten. Das war so zugegangen: Als Kambyses,
der Sohn des Cyrus, ein Heer gegen Ägypten sammelte, schickte
Polykrates zu ihm und ließ ihm sagen, er möchte doch auch von
ihm, dem Polykrates, sich ein Hilfsheer ausbitten. Als Kambyses
das hörte, sandte er sofort nach Samos und ließ Polykrates bitten,
ihm eine Flotte nach Ägypten zu schicken. Jener wählte darauf
von den Bürgern die aus, die er am meisten im Verdacht hatte,
daß sie auf den Umsturz seiner Herrschaft sännen, schickte sie auf
vierzig 'Frieren fort und ließ den Kambyses wissen, daß er ihm
diese nicht wieder zurückschicken solle. Die einen nun sagen, die
vom Polykrates fortgeschickten Sander seien nicht nach Ägypten
gekommen, sondern, als sie auf der Fahrt in Karpathos anlangten,
hätten sie sich beraten und den Beschluß gefaßt, nicht weiter zu
fahren; die andern erzählen, daß sie nach Ägypten gekommen und
dort ihren Wächtern entlaufen seien. Als sie dann nach Samos
zurückfuhren, stellte sich Polykrates ihnen auf der See entgegen,
und es kam zur Schlacht. In dieser siegten sie zwar und landeten
auf der Insel; da sie aber dort sich im Fußkampf versuchten, wurden
sie geschlagen und schifften sich ein nach Lakedämon.
Es gelang ihnen, die Bürger Lakedämons zu überreden, daß
sie ihnen ihren Beistand zusagten. Sofort wurde für den Krieg
gerüstet; nach nicht langer Zeit erschienen die Lakedämonier mit
großer Heeresmacht auf Samos und belagerten die Stadt. Bei
deren Berennung erstiegen sie den Turm, der am Meere nach
der Vorstadt zu steht; als darauf aber Polykrates selbst mit starker
Mannschaft herbeieilte, wurden sie wieder vertrieben. Von dem