Full text: [Band 1 = Sexta, [Schülerband]] (Band 1 = Sexta, [Schülerband])

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Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die väter¬ 
liche Erziehung und die mütterliche Pflege. Wer das fremde 
Töchterlein unter den andern in der Schule sieht, sollt’ cs nicht 
kennen, so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet. So 
etwas tut uns wohl, und ich könnte den braven Tagelöhner und 
die braven Pflegeeltern des Kindes nennen, wer sie sind und wie 
sie heißen. Aber über meinen Mund kommt’s nicht. 
54. Seltsamer Spazierritt. 
J. P. Hebel. 
i Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und läßt seinen 
Buben zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer 
und sagt: „Das ist nicht recht, Vater, daß Ihr reitet 
und laßt Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder." Da 
stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt 
wieder ein Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, 
daß du reitest und lässest deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast 
jüngere Beine." Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. 
Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für ein 
Unverstand, zwei Kerle auf einem schwachen Tier. Sollte man 
nicht einen Stock nehmen und euch beide herabjagen?" Da 
stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuß, rechts und links 
der Vater und Sohn, und in der Mitte der Esel. Kommt ein 
vierter Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei kuriose Gesellen. 
Ist’s nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen. Geht's nicht leichter, 
wenn einer von euch reitet?" Da band der Vater dem Esel die 
vorderen Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hinteren 
Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an 
der Straße stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim. 
So weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten will recht 
machen. 
55. Bequeme Schiffahrt, wer’s dafür halten will. 
J. P. Hebel. 
i Schiff wurde von Mannheim den Neckar hinauf nach 
Heidelberg gezogen. Kommt hinterdrein mit vollem 
Felleisen und einem Paar heraushängender Stiefelschuhe 
ein Handwerksbursche. „Darf ich auch mit für Geld und gute 
Worte? Was muß ich geben?" Der Schiffsmeister, der ein lustiger 
Kumpan war, sagte: »Fünfzehn Kreuzer, wenn Ihr im Schiff wollt
	        
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