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sitzen. Wollt Ihr aber helfen ziehen, nur sechs. Das Felleisen 
könnt Ihr mir in das Schiff werfen, es hindert Euch sonst 
nur.“ Der Handwerksbursche fing an zu rechnen: „Fünfzehn 
Kreuzer — sechs Kreuzer. Sechs von fünfzehn bleibt neun.“ Die 
neun Kreuzer, dacht' er, kann ich verdienen. „Wenn's denn erlaubt 
ist.“ sagte er und warf das Felleisen in das Schiff. Hernach 
schlang er eins von den Seilen über die Achsel und half ziehen, 
was er nach Leibeskräften vermochte. „Wir kommen eher an Ort 
und Stelle,“ dachte er, „wenn ich nicht laß bin.“ In Heidelberg 
aber entrichtete er sechs Kreuzer Fährgeld für die Erlaubnis, mit¬ 
zuziehen, und nahm das Felleisen wieder in Empfang. 
56. Der kluge Richter. 
J. P. Hebel. 
in reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, 
die in ein Tuch eingenäht war, aus Unvorsichtigkeit 
verloren. Er machte daher seinen Verlust bekannt und 
man zu tun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Belohnung 
und zwar von hundert Talern an. Da kam bald ein guter und ehrlicher 
Mann dahergegangen. „Dein Geld habe ich gefunden. Dies wird’s 
wohl sein. So nimm dein Eigentu Zurück!" So sprach er mit dem 
heitern Blick eines ehrlichen Manne^ünd eines giften Gewissens, und 
das war schön. Der andere machte auch ein/frijriiches Gesicht, aber 
nur, weil er sein verloren geschätztes Gelei/wieder hatte. Denn wie 
es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich iald zeigen. Er zählte 
das Geld und dachte unterdessen geschwinde nach, wie er den treuen 
Findei**tfri seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter 
Freund,“ sprach er hierauf, „es waren eigentlich achthundert Taler 
in das Tuch eingenäht; ich finde aber nur noch siebenhundert 
Taler. Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure 
hundert Taler Belohnung schon herausgenommen haben. Daran 
habt Ihr wohl getan. Ich danke Euch.“ Das war nicht schön, 
aber wir sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am 
längsten, und Untreue schlägt ihren eigenen Herrn. Der ehrliche 
Finder, dem es weniger um die hundert Taler als um seine un¬ 
bescholtene Rechtschaffenheit zu tun war, versicherte, daß er das 
Päcklein so gefunden habe, wie er es bringe, und es so bringe, 
wie er es gefunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. 
Beide bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung, der eine, 
daß achthundert Taler eingenäht gewesen seien, der andere, daß 
bot, wie 
J
	        
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