Object: [Abteilung 5 = Für Ober-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 5 = Für Ober-Tertia, [Schülerband])

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II. Heldenlieder. 
5. „Ich kann dir", sprach der Bote, „die frohe Kunde geben, 
daß Lilde dir, die Mutter, erhalten ist am Leben. 
Jüngst bot sie aus, ich sah es, ein Leer nach diesem Land, 
so groß, wie für die Ihren es eine Witwe nie entsandt." 
6. Abermals sprach Gudrun: „Du Bote gut und hehr, 
nicht laß es dich verdrießen, ich frage dich noch mehr: 
Lebt Ortwein, Lerr von Ortland, mein Bruder, noch zur Stunde? 
Lind Lerwig, mein Geliebter? Fürwahr, das wär' mir liebe Kunde!" 
7. Da meldete der Vogel: „Dein Bruder Ortwein 
und Lerwig, dein Geliebter, werden hier bald sein. 
Ich sah sie auf dem Meere, die starken Fahrtgesellen, 
wie sie die Ruder schlugen in gleichen: Takte in die Wellen." 
8. And wieder sprach die Jungfrau: „Sag' an, ist dir bekannt, 
ob Lorand auch wird kommen, der Leld von Dänenland, 
der einst in meinen Nöten sich treu erwiesen mir? 
Er ist ein wackrer Degen und wär' von großem Nutzen hier." 
9. „Gewiß, auch Lorand nahet, der kühne Vetter dein, 
in heißem Streit zu fechten samt den Recken sein. 
In seiner Land wird Lildes Kriegesbanner wehn, 
wenn du die Legelingen vor Lartmuts Burg wirst rücken sehn." 
10. „Vermagst du mir zu künden," fuhr Gudrun nochmals fort, 
„ob Wate noch am Leben, Sturmlands tapfrer Lort? 
Ich wollte des mich freuen und Dank von Lerzen sagen, 
wenn Frute auch, der alte, für mich die Fahne würde tragen." 
11. Zur Antwort gab der Bote: „Es kommt hierher ins Land 
auch Wate, Lerr von Sturmland; er lenkt mit seiner Land, 
in einem Schiff mit Frute, fest das Steuerruder: 
der eine treu dem andern wie nur je ein Waffenbruder." 
12. Dann ließ sich nicht mehr weiter befragen von den Maiden 
des Limmels guter Bote: er mußte wieder scheiden. 
Jene aber schwebten in Freude und in Pein, 
immer wieder denkend, wo wohl die Retter möchten sein.
	        
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