Full text: (Für das 6. und 7., resp. 8. Schuljahr) (Band 3, [Schülerband])

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sang doch immer eine schwermütige Weise, nur dann und wann 
unterbrochen von einem jubelnden „Sisri!" 
Zu Ende Oktobers ziehen sie familienweise südwärts, doch bleiben 
einige bei milder Witterung bis in den November, ja zuweilen 
den ganzen Winter hindurch hier; freilich müssen sie dann bei 
plötzlicher strenger Kälte dies meistens mit dem Leben bezahlen. 
Wird das Wetter jedoch nicht zu rauh, so gehört unser kleiner 
Freund aber auch zu den ersten Frühlingsverkündern. 
Dieser Vogel nistet zweimal im Jahr ans der Erde in 
Ritzen oder kleinen Löchern und baut ein einfaches Nest aus Moos, 
Grashalmen, Tierhaaren und Federn. Gewöhnlich sucht er sich eine 
Stelle aus, die von oben und drei Seiten geschützt ist, so daß nur 
von vorn ein Eingang bleibt, und legt vier bis sechs Eier. 
Das Hähnchen ist sowohl beim Brüten als auch beim Er¬ 
ziehen der Jungen ein sehr zärtlicher Ehegatte, und damit ist sein 
Wert dem Weibchen gegenüber wohl wieder ausgeglichen, da es ja 
eben nur in der menschlichen Gesellschaft gegen seinesgleichen bös¬ 
artig und verderbt ist, wie dies ja auch wohl mit so manchem harm¬ 
losen und gutherzigen menschlichen Gemüt im Leben geschehen mag. 
Seines arglosen Vertrauens wegen ist das Rotkehlchen sehr 
leicht zu sangen. Oft bringt es, gleich der Nachtigall, nicht Lüstern¬ 
heit oder Not, sondern bloße Neugierde in die Falle, wovon man 
sich leicht überzeugen kann, wenn man in einem Garten unter 
einem Baum voll reifer, schöner Fliederbeeren eine Sprangrute 
mit einem Strauße von den Beeren desselben Baumes aufstellt; 
denn in der: meisten Fällen wird ein Rotkehlchen, welches schon 
die ganze Arbeit neugierig beobachtet hat, nach kurzer Zeit in der 
Schlinge zappeln. 
Die Lieblingsnahrung des Rotkehlchens wie überhaupt all' 
der kleinen Kerbtierfresser, sind im Herbst die Flieder-, doch auch 
andere weiche Beeren, wie Ebereschen und dergleichen. Ruß. 
83. Berglied. 
1. Um Abgrund leitet der schwindlichte Steg, er führt zwi¬ 
schen Leben und Sterben; es sperren die Riesen den einsamen 
Weg und drohen dir ewig Verderben; und willst du die schlafende 
Löwin nicht wecken, so wandle still durch die Straße der Schrecken.
	        
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