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Felsenlabyrinthe und verkünden ihm Leben und volles Genüge in
einer öden Welt von grausenhaften Steintrümmern. Überall gleich
reizend dekoriert sie das tausendfältig wechselnde Land ihrer Heimat
und glüht bald als einzelne Rosenflamme über dem zischenden
Sturz des Eisbachs, bald überzieht sie die ganze Fläche des Berges,
der sich mit seinem Purpurteppich im Spiegel des Alpsees malt,
oder streut ihre Blüten gesellig in den vielfarbigen Flor der Alpen.
Gleich freundlich wie den: Menschen, dem sie oft, wenn er unauf¬
haltsam dem Abgrunde zngleitet, ihre rettenden Standen entgegen-
streckt, und dem sie in bitterkalten Sommertagen willig zum Feuer¬
herde folgt, bietet sie im harten Winter dem sanften Volke der
Alpenhühner ihre garten Sprossen und Knospen, um es vor dem
nagenden Hunger zu schützen. Der Gebirgswanderer findet an
diesen lieben Standen so recht einen Maßstab für die stufenweise
Entwicklung der Alpenvegetation. Bei 1000 in ü. M. findet
er die braunen Kapseln mit halbgereistem Samen, bei 1250 in
steht die herrliche Pflanze im höchsten Flor, bei 1500 in beginnt
der sonnigste Knospenzapfen die erste Blüte ans der Pyramide zu
lösen, und 125 nr höher fangen die Knospen erst an sich zu
bräunen, ungewiß, ob dieser Sommer ihnen die Entfaltung ver¬
gönnen werde. Der Schlag und die Tracht der Alpenrosen ist
übrigens in den verschiedenen Gebirgen sehr verschieden; nie haben
wir sie üppiger, mit größerer:, tiefer gefärbten Glocken und Bü-
scheln geseher: als in den schönen Gebirgen Graubündens.
Tschudi.
37. Der Glockenguß zu Breslau.
1. War einst ein Glockengießer
zu Breslau in der Stadt,
ein ehrenwerter Meister,
gewandt in Rat und That.
2. Er hatte schor: gegossen
viel Glocker: gelb und weiß
für Kirchen und Kapelle::
zu Gottes Lob und Preis.
3. Und seine Glocken klangen
so voll, so hell, so rein;
er goß auch Lieb' und Glauben
mit in die Form hinein.
4. Doch aller Glocker: Krone,
die er gegossen hat,
das ist die Sünderglocke
zr: Breslau in der Stadt.
5. In: Magdalenenturme
da hängt das Meisterstück,
rief schor: manch' starres Herze
zu seinem Gott zurück.
6. Wie hat der gute Meister
so treu das Werk bedacht!
Wie hat er seine Hände,
gerührt bei Tag und Nacht!