A. $ r o f a.
I. Fabeln.
L. Die Grille und die Ämeise.
Eine Grille kam bei strenger Kälte zu ihrer Nachbarin, der Ameise.
„Frau Nachbarin", sagte sie, „leiht mir doch einige Speise! Ich habe
Hunger und nichts zu essen." — „Hast du denn nicht Speise für den
Winter gesammelt?" fragte die Ameise. — „Ich hatte ja keine Zeit dazu",
war die Antworte— „Keine Zeit? Frau Grille, was hast du denn im
Sommer zu tun gehabt?" — „Ich habe gesungen und musiziert", erwiderte
die Grille. — „Nun gut", ließ jetzt die Ameise sich vernehmen, „da du
im Sommer musiziert hast, so magst du im Winter tanzen. Wer nicht
arbeitet, soll auch nicht essen!" Luther.
2. Der kluge Ltar.
Ein durstiger Star wollte aus einer Wasserflasche trinken; er konnte
aber das Wasser darin mit seinem kurzen Schnabel nicht erreichen. Er
hackte ins dicke Glas und vermochte nicht es zu zerbrechen. Er stemmte sich
gegen die Flasche, sie umzuwerfen; aber dazu war er zu schwach. Jetzt kam
er durch seine Klugheit und sein Nachdenken auf den glücklichen Einfall,
daß er Steinchen zusammenlas und in die Flasche warf, wodurch das
Wasser endlich so hoch stieg, daß er es erreichen und seinen Durst
löschen konnte.
Ermüde nicht beim Lernen, so schwer es dir auch wird; durch an¬
haltenden Fleiß erreicht man das gesteckte Ziel. Gleim.
3. Der aufgeblasene Frosch.
„Wenn ich will, so bin ich so groß wie jener Ochs!" prahlte ein
Frosch gegen seine Kameraden und blies sich auf. „Nicht wahr, jetzt bin
lch so groß wie er?" Als ihn aber die andern auf diese Frage auslachten,
blies er noch heftiger und fragte wieder: „Bin ich jetzt so groß?" — „Noch
lange nicht!" war die Antwort. Da blies er sich so heftig auf, daß
er zerplatzte. Äsöp.
Teutscher Lesebuch für höhere Lehranstalten. (P.A.) I. — 4 . Aust
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