Full text: [Teil 1 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 1 = Sexta, [Schülerband])

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hat's Zeit. Der Fuchs ließ sich's auch gut schmecken, blickte überall herum, 
lief aber oft zu dem Loche, durch welches sie gekommen waren, und ver¬ 
suchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre, durchzuschlüpfen. Sprach der 
Wolf: „Lieber Fuchs, sage mir, warum rennst du so hin und her und 
springst hinaus und herein?" „Ich muß doch sehen, ob niemand kommt", 
antwortete der Listige, „friß nur nicht zu viel." Da sagte der Wolf: „Ich 
gehe nicht eher fort, als bis das Faß leer ist." Indem kam der Bauer, 
der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. 
Der Fuchs war, wie er ihn sah, mit einem Satze zum Loche hinaus; der 
Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er nicht mehr 
durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel 
und schlug ihn tot. Der Fuchs aber sprang in den Wald und war froh, 
daß er den alten Nimmersatt los war. Brüder Grimm. 
18. Die drei Hochzeitsgäste. 
Es waren einmal in einem Dorfe drei Hofhunde, die hielten gute 
Nachbarschaft miteinander; und da sollte eine große Bauernhochzeit sein; 
zu dieser waren alt und jung eingeladen, und es wurde gekocht und 
gebacken, gesotten und gebraten, daß der Geruch durchs ganze Dorf zog. 
Die drei Hunde waren auch beisammen und rochen den feinen Dunst und 
ratschlagten, wie sie auch hin zur Hochzeit gehen wollten und sehen, ob 
nichts für sie abfallen werde. Aber um unnützes Aufsehen zu vermeiden, 
beschlossen sie, nicht zugleich alle drei auf einmal hinzulaufen, sondern 
einzeln einer nach dem andern. 
Der erste ging, machte sich ins Schlachthaus, erschnappte jählings 
ein großes Stück Fleisch und wollte damit seiner Wege gehen; allein er 
wurde erwischt und empfing eine fürchterliche Tracht Prügel, abgesehen 
davon, daß man ihm das Stück Fleisch aus den Zähnen riß. 
So kam er hungrig und übel geschlagen zurück auf den Hof zu 
seinen Nachbargesellen; die hungerten schon nach guter Nachricht und 
fragten: „Nun, wie ist es ergangen, und wie hat es dir gefallen?" Nun 
schämte sich aber der Hund die Wahrheit zu gestehen, daß sein Hochzeits¬ 
mahl in einer scharf gesalzenen Prügelsuppe bestanden, und sprach deshalb: 
„Ganz wohl! Aber es geht dort scharf her, und es muß einer hart und 
weich vertragen können!" 
Als die Kameraden das hörten, vermeinten sie, es werde über alle 
Maßen gegessen und getrunken auf der Hochzeit und es fielen viele gute 
Bröcklein ab, harte und weiche, Fleisch und Bein. Und alsbald rannte 
der zweite Hund in vollen Sprüngen nach dem Hochzeitshause, gerade in 
die Küche, und nahm, was er fand — aber ehe er noch den Rückweg
	        
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