Full text: [Teil 1 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 1 = Sexta, [Schülerband])

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öffnete. Als sie des Kaufs einig waren, sprach die Alte: „Nun will ich 
dich einmal ordentlich kämmen." Das arme Sneewittchen dachte an nichts 
und ließ die Alte gewähren; aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare 
gesteckt, als das Gift darin wirkte und das Mädchen ohne Besinnung 
niederfiel. „Du Ausbund von Schönheit", sprach das boshafte Weib, 
„jetzt ist's um dich geschehen!" und ging fort. Zum Glück aber war es 
bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach Hause kamen. Als sie Snee¬ 
wittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die Stief¬ 
mutter in Verdacht, suchten nach und fanden den giftigen Kamm, und 
kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Sneewittchen wieder zu sich 
und erzählte, was vorgegangen war. Da mahnten sie es noch einmal, 
auf seiner Hut zu sein und niemand die Tür zu öffnen. 
5 Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach: 
„Spieglein, Spieglein an der Wand, 
Wer ist die Schönste im ganzen Land?" 
Da antwortete er wie vorher: 
„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, 
Aber Sneewittchen über den Bergen 
Bei den sieben Zwergen 
Ist noch tausendmal schöner als Ihr." 
Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. 
„Sneewittchen soll sterben", rief sie, „und wenn es mein eigenes Leben 
kostet!" Darauf ging sie in eine ganz verborgene, einsame Kammer, 
wohin niemand kam, und machte da einen giftigen, giftigen Apfel. Äußerlich 
sah er schön aus, weiß mit roten Backen, daß jeder, der ihn erblickte, Lust 
danach bekam; aber wer ein Stückchen davon aß, der mußte sterben. Als 
der Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in 
eine Bauersfrau, und so ging sie über die sieben Berge zu den sieben 
Zwergen. Sie klopfte an, Sneewittchen steckte den Kopf zum Fenster 
heraus und sprach: „Ich darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge 
haben mir's verboten." — „Mir auch recht", antwortete die Bäuerin, 
„meine Äpfel will ich schon los werden. Da, einen will ich dir schenken." 
— „Nein", sprach Sneewittchen, ich darf nichts annehmen." — „Fürchtest 
du dich vor Gift?" sprach die Alte; „siehst du, da schneide ich den Apfel 
in zwei Teile; den roten Backen iß du, den weißen will ich essen." Der 
Apfel war aber so künstlich gemacht, daß der rote Backen allein vergiftet 
war. Sneewittchen lüsterte den schönen Apfel an, und als es sah, daß 
die Bäuerin davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die 
Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen 
Bissen davon im Mund, so fiel es tot zur Erde nieder. Da betrachtete
	        
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