Full text: [Teil 3 = 5. u. 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 5. u. 6. Schuljahr, [Schülerband])

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Zeichen, und wir bewegten uns so schnell, als es gehen wollte, nach 
oben. Wie ich aus dem Krater Herausstieg, war ich nicht mehr er¬ 
kennbar. Der Rauch hatte mich vollständig geschwärzt, meine Kleider 
waren durch die Einwirkung der ätzenden Dämpfe ganz buntscheckig 
geworden und von der Flamme versengt. Entkräftet von der An¬ 
strengung, legte ich mich neben eine Spalte hin, aus welcher eine 
breite Flamme aufloderte, um mich vor der strengen Kälte und dem 
eisigen Winde zu schützen, welche in diesen hohen Regionen Hausen. 
Der Tag brach an, und nach und nach erhellte sich der Horizont. 
Es ist ein zauberisches Schauspiel, die Sonne auf dem Vesuv auf¬ 
gehen zu sehen. Das Prachtvolle der Aussicht, welche sich dabei dem 
Beschauer entfaltet, läßt sich nicht beschreiben, und die kräftigsten 
Worte wären zu matt, um die Empfindungen auszudrücken, welche 
dabei in der Seele auftauchen. Man sieht Pozzuoli, das misenische 
Vorgebirge, die köstlichen Gestade von Posilipo mit ihren blumigen 
Hügeln, die Inseln Procida, Zschia, Capri, das Vorgebirge von 
Sorrento und Neapel amphitheatralisch längs dem ungeheuern Meere 
sich ausbreiten. Welch ein Zauber in diesem bewunderungswürdigen 
Bilde, und welcher Gegensatz zu den fürchterlichen Einöden der Um- 
gegend! 
168. Der Olymp. 
I. G. Kutzner. 
Nördlich von Larisia, im türkischen Thessalien, streckt sich ein 
romantischer, aber öder Landstrich dem Meere zu. Schweigen und 
Einsamkeit beherrschen ihn so, wie einst der Lärm der Menschen, die 
sich auf diesem Boden drängten. Man sieht hier und da Überreste 
griechischer Straßen, wo kein Fuß mehr wandelt. Einige Maisfelder 
in den Thälern und kümmerliche Olivenpflanzungen sind die einzigen 
Zeichen gegenwärtiger Kultur. Zerstörte Dörfer und verwilderte 
Baumpflanzungen deuten auf eine noch vor kurzem reichere Bevölkerung 
hin. Tiefgebräunte, hagere Gestalten, denen man ansieht, daß das 
Joch des Treibers noch auf ihnen lastet, hüten die einsamen Hütten. 
Dort erhebt sich der Göttersitz der griechischen Vorwelt, der noch 
heute Olimbos oder Elimbos heißt, mit weißglänzender Firne wie 
ein großer Schatten. Den Ossa ausgenommen erscheinen die Berge um 
ihn her wie Zwerge. Die ältesten Griechen hielten ihn für den höchsten 
Berg — er ist 2973 m hoch — und den Mittelpunkt der ganzen Erde, 
die man sich damals wie eine Scheibe vorstellte und von des Berges
	        
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