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„so bin ich Hildebrand, dein lieber Vater." Darauf öffnete er¬
den: Besiegten den Helm, küßte seinen Sohn und sprach: „Nun
sei Gott gelobt, daß wir noch beide am Leben sind!" Daun
standen sie beide auf, umarmten und küßten sich und waren von
Herzen froh. „Ach, liebster Vater," sprach Hadubrand, „die
Wunden, die ich dir geschlagen habe, hätte ich lieber selbst er¬
litten." Doch der Alte erwiderte lachend: „Für die Wunden
wird wohl Rat geschafft werden. Gott sei gepriesen, der uns
zusammengeführt hat!" Nachdem sie ihre Rosse wieder bestiegen
hatten, ritten sie unter mancherlei Gespräch nach der Burg der
Frau Ute. Die erschrak zuerst beim Anblick des Blutes auf
ihres Sohnes Rüstung; daun aber stürzten ihr Tränen der
Freude aus den Augen, denn in seinem Begleiter erkannte sie
den teuren Gatten, den sie schon längst als tot beweint hatte.
1(5. Aus der Nibelungensage.
14. Siegfried bei den Burgunden.
Siegfried, der Besieger des Drachen, der Verlobte Brun¬
hildens, kam später nach Worms au den Hos des Burgunden-
königs Günther; er ward dort freundlich aufgenommen und sehr
bewundert, denn er übertraf alle an Stärke und Waffengewandt¬
heit. Als die gefürchteten Sachsen und Dänen dem König Günther
Krieg ankündigten, zog Siegfried an der Spitze des Burguuden-
heeres gegen sie aus, schlug sie vollständig und nahn: ihre beiden
Heerführer gefangen. Beim Siegesfest in Worn:s erblickte der
Held von Niederlanden zum erstenmal Kriemhild, Günthers junge
Schwester; ihre Schönheit bezauberte ihn so, daß er sie, Bruu-
hildens vergessend, zu feiner Gemahlin begehrte. Einige Zeit
darauf wollte auch Gmckher sich vermählen. Er hatte viel von
der Schönheit der Königin Brunhild gehört und teilte Siegfried
seine Absicht mit, um sie zu werben. Siegfried suchte es ihm
anfangs auszureden, weil es eii: gefährliches Unternehmen sei.