Full text: [Band 4 = Klasse 6, 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 4 = Klasse 6, 5. Schuljahr, [Schülerband])

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unterricht ausgesetzt. Feurig erhebt sich der Sonnenball am Himmel, 
und nun zieht mit einem „Gott helf'!" die rüstige Schar hinaus auf 
das Feld. Schon vor einigen Tagen haben die Schnitter die Halme 
mit den fruchtschioeren Ähren abgemäht, in Garben gebunden und 
diese in kleine, zeltähnliche Hausen zusammengestellt, Sonne und Wind 
haben sie dann getrocknet; heute sollen sie in die Scheunen gefahren 
werden. Hei, wie werfen die Knechte mit starken Armen die Garben 
auf den Wagen! Auf demselben steht ein älterer Knecht, der mit geübtem 
Auge die Garben ordnet, daß sie gleichmäßig liegen und schließlich wie 
mit einem wohlgefügten Dach den Wagen hoch überragen. Das muß 
so sein; denn der Wagen leidet, wenn er über das Feld fährt, harte 
Stöße und gerät manchmal in Schwanken. Wie würden da die Garben 
heruntersausen, wenn sie nicht fein geordnet wären! Neben den 
Knechten gehen die Mägde einher, mit flinken Rechen die Halme zu¬ 
sammenzufegen, die lose daliegen. Aber nicht zu genau nimmt es der 
Herr des Ackers mit dem Zusammenrechen der Halme; was liegen 
bleibt, ist zur Ährenlese für die Armen. 
Nun ist der Wagen beladen, die Pferde ziehen an; mit lautem 
Zuruf und munterm Peitschenknall treibt sie der Knecht. Der Wagen 
bewegt sich, und wuchtig schwankt er daher auf die Straße, der Scheune 
zu. So geht es mehrere Stunden lang. Dann machen die Leute eine 
Pause. Im Kreise setzen sie sich zur Erde; Krüge, mit kaltem Kaffee 
oder mit leichtem Bier gefüllt, machen die Runde, und derbe Brot¬ 
schnitten werden mit frohem Sinn verzehrt; manch Scherzwort und 
manche Neckerei gehen hin und her; aber nicht lange dauert die Zcil 
der Ruhe. Nach einer Viertelstunde geht es wieder an die Arbeit bis 
zum Mittage. Dann findet sich wieder alles zusammen an dem Tische 
des Hausherrn. Nach der Mittagsruhe beginnt von neuem das uner¬ 
müdliche Schaffen, bis die Dämmerung hereinbrechen will. Da werden 
die Pferde wieder in die Ställe gebracht; in den Krippen liegt mehliger 
Hafer, aus den Raufen hängt duftiges Heu, den wackern Rossen zum 
willkommenen Futter. 
Auch die Menschen haben sich an kräftiger Abendkost gestärkt, und 
nun sitzen die Knechte bei ihrem Herrn draußen vor der Tür auf Stein¬ 
bänken und Baumstämmen. Lustig dampft das Pfeifchen, und froh 
sind Herz und Mund. Ein heiteres oder auch ein schwermütiges Volks¬ 
lied stimmt einer an, und bald singen alle mit, oder ein anderer erzählt 
von seinen Erlebnissen, wie er Soldat gewesen, und was er da erfahren 
hat, oder ein dritter berichtet, was er weiß vom alten Sagen und Ge¬ 
schichten; denn manch schöne Überlieferung lebt noch bei unserm Land¬ 
volke. Alle horchen aufmerksam zu und -betrachten den Erzähler mit 
gespannten Blicken. Inzwischen sitzen die Mägde drinnen bei der Haus¬ 
krau und stricken und flicken und nähen und stopfen, und auch bei
	        
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