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erfüllte Wohnung eindringen. Sind bei einem großen Feuer die
Treppen verbrannt, so daß die Mieter nicht mehr auf die Straße
hinuntergehen können, dann legen die Feuerwehrleute die Rettungs¬
leiter, die sich bis zum Dach hinauf verlängern läßt, an das Gebäude.
Ein Feuerwehrmann klettert die Leiter hinauf und läßt die in Lebens¬
gefahr schwebenden Personen durch einen Rettungsschlauch hinab oder
trägt sie hinunter. Können die Feuerwehrleute ihre Leiter nicht mehr
an das brennende Haus anlegen, so dringen sie von dem nächsten Dach
aus ein und retten, was noch zu retten ist. — Und ist auch dies nicht
mehr möglich, und stehen die unglücklichen Bewohner des Hauses
weinend und um Hilfe rufend auf den Balkönen und an den Fenstern,
so breiten die Feuerwehrleute auf der Straße das Sprungtuch aus.
Viele der Herabspringenden verletzen sich dabei oder verstauchen sich
die Glieder; aber sie retten doch das Leben vor dem Verbrennen und
Ersticken.
Sind die Flammen des Feuers gelöscht, so rückt der Löschzug
wieder ab. Ein paar Feuerwehrleute aber bleiben als Wache zurück,
um sofort selbst zu löschen oder den Löschzug wieder zu rufen, wenn
aus versteckten glühenden Kohlen neue Flammen aufschlagen sollten.
Wenn Großfeuer ausgebrochen ist, also ein ganzes Haus oder
mehrere Häuser brennen, eine Fabrik, ein Gasthof, ein Theater in
Flammen aufgeht, dann wird nach der Hauptwache „Großfeuer" ge¬
meldet, und dann kommen von allen Seiten der Stadt Löschzüge
zu Hilfe.
4. Wie es aus der Feuerwache aussieht.
Die Feuerwache ist ein Haus mit mehreren Einfahrtstoren. Vor
dem Hause steht ein Feuerwehrmann mit dem Beil über der Schulter
als Wachtposten. Hinter den geschlossenen Toren stehen die Wagen:
der Mannschaftswagen, der Schlauch- und Leiterwagen, der Wasser¬
wagen und die Dampfspritze, alle mit der Deichsel nach der Straße
gerichtet. Im Stalle stehen die Pferde, schon versehen mit Geschirr
und Zaumzeug. In dem Hause ist eine Mannschaftsftube, in der sich
die Feuerwehrleute aufhalten und lesen, essen oder sich unterhalten.
Neben der Mannschaftsstube ist der Schlafraum, in dem die Feuerwehr¬
leute während der Nacht schlafen können; aber sie dürfen sich nur
angekleidet, angetan mit der Uniform, niederlegen, damit sie zum An¬
kleiden keine Zeit verlieren. In einem anderen Zimmer ist der Tele¬
graph, verbunden mit sämtlichen Feuerwachen der Stadt, und die
elektrische Klingel aller Feuermelder in den nächsten Straßen. Am
Apparat sitzt ein Feuerwehrmann und nimmt die Telegramme auf,
wenn ein Löschzug von einem andern Stadtteile zu Hilfe gerufen
wird. Im Hofe, neben den Ställen, sind auch Werkstätten, nämlich