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großen Schaden. Er geht oft auf ganze Herden von Kühen los die er so lange
herumheht; bis ihm eine zur Beute wird, indem er sie erhascht oder in einen
Abgrund flürzt. Auch schleicht er bei nebeliger Witterung unter die Herde und
springt, weil er die Hörner fürchtet, einer Kuh auf den Rücken, die er am Halse
so lange würgt, bis sie ermattet zusammenstürzt. Seine Lieblingsstücke sind dann
die Euler und die Neren, die er zuerst frißt. Den Rest vergräbt er, um ihn,
wenn er keinen frischen Raub auftreiben kann, die nächste Nacht wieder aufzu—
suchen. Die Pferde treiben ihn östers durch Ausschlagen und Beißen zurüuck,
beshalb er sie nur, wenn ihn der heftigste Hunger. plagt, anfallen soll.
227. Frankreich und der Seidenbau.
1. Westlich von Deutschland liegt das schöne Frankreich, das im östlichen
Theil gebirgig, im westlichen Tiefebene ist. Das Klima ist wärmer als bei uns,
namentlich ift der Winter in der Ebene viel milder. Das fruchtbare Land ist
sehr bevölkert. Die Sprache der Einwohner ist die französische; ihre Religion
fast ausschließlich die römisch-katholische. Die Franzosen welche sich von jeher
als schlechle Nachbarn Deutschlands erwiesen und es häufig in ungerechten Krie⸗
gen angegriffen haben, sind zwar sehr tapfer und besitzen viele natürliche Gewandt⸗
heit, aber sie sind nicht so redlich und zuverlässig wie die Deutschen, auch nicht
so treu in der Arbeit; sie haben daher im Allgemeinen nur geringe Schulkennt⸗
hisse. Sie selbst nannten sich gern die große Nation,“ aber ohne hinreichenden
Grund; überhaupt tritt windiges Wesen und Prahlerei bei ihnen stark hervor. In
der Kleldung, in der Haltung und im Umgang sind sie besonders zierlich und fein.
Im Rorden Franlreichs wird besonders Ackerbau und Viehzucht getrieben,
im Süden ist der Wein- und der Seidenb au bedeutend; durch den letzleren
gewinnt man jährlich gegen 100 Millionen Thaler.
Die Seide ist das Gespinnst der Seiden raupe, die ursprünglich nur
im fernen Osten von Asien, in China einheimisch war; um die Zeit von Christi
Geburt war daher die Seide noch so kostbar, daß sie mit Gold aufgewogen ward
Iben in sechsten Jahrhundert brachten zwei Moönche einige Unzen von Seiden⸗
raupeneiern in hohlen Stöcken von China nach dem südöstlichen Europa, und
gleichzeitig pflanzte man dort eifrig den Maulbeerbaum an, der für das Gedeihen
der Rause durchaus nothwendig ist. Allmählich verbreitete sich dann von dort
aus der Seidenbau in das westliche Europa.
3. Raupe und Sqhmetterling gehören zusammen wie die Made und der
Küfer, es sind nur verschiedene Lebensformen desselbigen Thieres. Die bunten
durh den Reiz ihrer Farben, durch ihre anmuthige Bewegung und ihre Unschäd⸗
lichkeit so beliebten Schmetterlinge entstanden aus den, wenn auch nicht häßlichen,
so doch durch ihre schwere Fleischmasse widerlichen und durch ihre Freßgier alles
zerstörenden Raupen, und aus den Eiern, welche der Schmetterling legt, gehen
wieder Raupen hervor. Unter den Tagschmetterlingen durch seine Nachlommen⸗
schaft verrufen ist der Kohlweißling, der über unseren Gärten flattert, und des—
sen graugrüne Raupe den Kohl vertilgt. Wie bekannt, hält er seine Flügel steil
aufrocht, und das thun alle Tagschmetterlinge. Die Nachtschmetterlinge aber,
elche Wends um das Licht flattern und ihres rauhen nächtlichen Aussehens
w hen Eulen genannt werden, tragen ihre Flügel zusammengefaltet und auf den
Rüuͤcken gelegt.