Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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ben Herzogstitel erhielt. Doch biefe Familie starb balb aus, unb ein 
anderer reicher Patrizier, Franz Sforza, machte sich zum Herzog. 
Er würbe von Kaiser Maximilian in Schutz genommen, aber bie Fran¬ 
zosen fielen in bas Mailänbische ein, um Eroberungen zu machen. 
Wirklich gelangte Lubwig XU. im Jahre 1499 in ben Besitz Mai- 
lanbs; bie Folge bavon war freilich zunächst nur ein langer Krieg 
mit dem beutfchen Kaiser, ber feine Rechte aus bie Lombarbei, beffen 
Hauptstabt Mailanb war, nicht ausgeben wollte. 
Auch Florenz, bie Hauptstabt von Toskana, würbe ein Herzog¬ 
tum. Hier hatte sich ber Hanbelsherr unb Bankier Cosimo Mebici 
(1442) allmählich alle Ämter ber freien Stabt übertragen lassen, ohne 
inbes ben Herzogstitel anzunehmen; fein Gelb unb feine staatsmännische 
Bilbung waren eine Macht, gegen welche bie republikanische Partei 
nicht auskommen konnte. Ganz von selbst vererbte sich hier bie herzog¬ 
liche Gewalt vom Vater auf ben Sohn. Der Enkel Cosimos, Lorenzo 
ber Prächtige (gestorben 1492), verwanbte seinen ungeheuren Reich¬ 
tum auf bie Pflege ber Kunst unb Wissenschaft. Aus ganz Italien 
kamen bie Künstler herbei, um feinen Palast zu verschönern, großartige 
Sammlungen von Kunstwerken würben angelegt, bie humanistischen Ge¬ 
lehrten sanben hier eine Heimat unb verfeinerten bie Genüsse ber Vor¬ 
nehmen burch Poesie unb Wissenschaft. 
Ju Venebig erhielten sich bie republikanischen Einrichtungen wenig¬ 
stens ber Form nach, in ber That aber bilbete sich hier eine Stanbesherr- 
fchaft (Oligarchie) aus, bie an Großartigkeit, aber auch an Grausamkeit 
ganz einzig in ber Geschichte basteht. Mit großem Geschick wußten bie 
herrscheitben Abelsgeschlechter bas Ansehen bes Staates nach außen zu 
wahren, bas Gebiet besselben zu erweitern unb Hanbel unb Jubustrie 
auf bie benkbar höchste Stufe ber Entwicklung zu treiben. Venebig 
vermittelte ben Hanbelsverkehr zwischen Kleinasien unb Europa, von 
hier aus würben bie Erzeugnisse ber Levante (Kleinasiens) burch Ober¬ 
italien nach ben westlichen ßänbern unb nach Deutfchlanb weiter be- 
förbert. Venetianische Glassachen unb Spiegel hatten einen Weltruf 
unb würben gleich bem Golbe als Kostbarkeiten ersten Ranges hoch 
geschätzt. Die Kreuzzüge hatte Venebig, wie schon erwähnt, bazu be¬ 
nutzt, um Eroberungen im Peloponnes unb an ber balmatisthen Küste 
zu machen. An ber Spitze ber Abelsregierung stanb ein Doge (Dobfche), 
ber freilich wieber bem Gericht ber Signoria, bes engeren Ausschusses bes 
Abels unterstellt war. Doch würbe ihm bie höchste äußere Ehre zu teil. 
Es war eine feierliche Hanblung, wenn ber Neugewählte auf bem Staats¬ 
schiffe Bucentoro hinaus in bas Abriatische Meer fuhr unb sich burch 
Hinabwerfen eines Ringes mit ihm vermählte. Die Wahlen zu ben höchsten
	        
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