Full text: Deutsches Lesebuch für die unteren Klassen höherer Lehranstalten

Erzählungen und Sagen ernstern Charakters 
8 Gegen den andern schwengte ¶In diesem Augenblick in jähem Sprunge 
Jeder zugleich den Karst, Schießt über seinem Haupt der Tiger fort, 
Und das Unglück es lenkte, Und fährt, dahingerissen von dem Schwunge, 
Daß jedem das Haupt zerbarst. In seinen Schlund dem Krokodile dort. 
9 Sie lagen tot und vergaßen 5 Verzage nie! Was deinem Aug' Voll— 
Zusammen Groll und Fracht, endung 
Und ihre Rosse fraßen Des Unglücks däucht und volle Schicksals— 
Verträglich die ganze Nacht. nacht, 
10 Nie war ihnen beschieden Das ist oft nur zum bessern Los die Wendung, 
So lange Ruh' in der Nacht, Und kündet, daß der Rettung Stern bald lacht. 
Als da den blut'gen Frieden Viehoff. 
Ihre Treiber gemacht. Rückert. I 
— 13. Die böse Hand. 
11. Die Strafe. 1 Es lag Frau Mettas böser Knab' 
Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn, ut e e Grab 
Der Knecht wär' selber ein Ritter gern. sren en reen e 
„Als man des Toten starre Hand 
2 Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain 
m Dem Hügel sah entragen. 
Und den Leib versenket im tiefen Rhein — 
Hat angelegt die Rustung blant, 2 Die vand, wer schaudert nicht darob! 
Auf des Herren Roß sich geschwungen frank. Die ihr umn Schlag erhob, 
¶ Und als er sprengen will über die Brück', b wulhlte si un Lichte— 
x Daß sie, im Tode noch, die Schuld, 
Da stutzet das Roß und bäumt sich zurück; Die sie verübt berichte 
5 Und als er die ue Sporen ihm z Vergebens decken man sie zu, 
* Nicht hat sie mehr im Grabe Ruh'; 
Da schleudert's ihn ie n Fluten Vergebens sentt die Leiche h 
b Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt En n her urh d lring 
Der schwere Panzer ihn niederzwingt Si sls demn miht gen eihe 
d ß 4 Und jeder, der die böse Hand 
Erschaut dort an des Hügels Rand, 
Der flieht den Ort mit Schauern; 
12. Die Rettung. Frau Metta nur kann nicht entfliehn 
1Auf schmalem Pfad, wo rechts die Flut Und weilt am Grab mit Trauern. 
sich breitet, 5 „Verzeihe, was mein Kind gethan, 
Links Felsen sich erheben kühn und hehr, Und nimm, o Herr, es gnädig an, 
Am steilen Rand des Bramaputra schreitet Erlaß ihm seine Sünden!“ 
Einsam und müd' ein Wandersmann daher. So fleht sie wohl zu jeder Stund', 
2 Da sieht er oben auf den schroffen Doch will die Hand nicht schwinden. 
Zinken, b Und also flehend Tag für Tag 
Zum Sprung ansetzend, einen Tiger drohn. Am Grab die arme Muner lag, 
Wie soll er fliehn? Er sieht die Wogen blinken Bis spät die Sterne blinken; 
Und will sich ihrem Schoß vertrauen schon; Doch, ach, die Hand, die Hand bleibt da, 
3 Doch weh! dort unten in den Wellen Will nicht ins Grab versinken. 
lauert 7 Und als nun von der bösen Hand 
Auf ihn ein Krokodil mit offnem Schlund; Sich das Gerücht verstreut im Land, 
Er sieht's und stürzt zu Boden, angstdurch, Da kommt das Volken Scharen 
schauert, Herbei zum Grab, und steht und staunt 
Und betet nur noch leis mit bleichem Mund Mit aufgesträubten Haaren.
	        
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