Full text: Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen

— 56 — 
jenseitige Spanien, 5. Gallia cisalpina, 6. Macedonien, 7. Griechenland, 
(Achaia), 8. Asia, 9. Afrika. 
III. Das Zeitalter der Bürgerkriege. 
(Von den Gracchen bis zum Ende der Republik, 
133—80 v. Chr.) 
§ 28. 
Die Gracchen. 
1. Römische Zustände. Die gewaltige, rasch fortschreitende Aus- 
breitung des römischen Reiches mußte auch für Roms innere Zustände von 
wichtigen Folgen sein. Durch die Unterwerfung Griechenlands wurden die 
Römer mit der hellenischen Bildung bekannt; zahlreiche griechische Kunst- 
werke kamen nach Rom; griechische Künstler, Dichter und Gelehrte siedelten 
sich dort an, und die vornehmen Römer gewannen immer mehr Neigung für 
Kunst und Wissenschaft. Aber die Anhäufung ungeheurer Reichtümer, die 
aus den Provinzen nach Rom strömten, verdrängte die altrömische Sitten¬ 
strenge und erzeugte Habgier, Prachtliebe und Genußsucht — Laster, welche 
einzelne Männer, wie der strenge Cato, zwar bekämpften, aber nicht aus- 
rotten konnten. So wurde die Zerstörung Karthagos der Wendepunkt 
der Republik zum Verfall. Ein Jahrhundert voll innerer Unruhen und 
Bürgerkriege führte sie ihrer Auslösung entgegen. 
2. Die Optimaten. Gefährlich für den Staat ward zunächst die 
große Ungleichheit feiner Bürger. Der alte Unterschied zwischen Pa- 
trictern und Plebejern hatte zwar in Rom faft aufgehört; allein es entstand 
allmählich ein anderer schroffer Gegensatz zwischen den vornehmen und reichen 
Bürgern, den sogenannten Optimaten, deren Vorfahren hohe Staats- 
ämter bekleidet und durch Verwaltung der Provinzen große Reichtümer 
gesammelt hatten, und den immer mehr verarmenden niederen Klassen des 
Volkes, die an jenen Würden nicht teilnahmen. 
3. Die Familie der Gracchen. Von einer der vornehmsten und an- 
gesehensten Optimatensamilien ging der Versuch aus, die aus der eigen- 
nützigen Parteiherrschast der Optimaten herrührenden Mißstände zu be¬ 
seitigen: es war die Familie der Gracchen. Die angesehenste römische Frau, 
Cornelia, die Tochter des älteren Scipio Asricanus (des Siegers von 
Zama), war mit Tiberius Gracchus vermählt gewesen, und hatte nach dem 
Tode ihres Gemahls sich ganz der Erziehung ihrer Söhne Tiberius und 
Gaius Gracchus gewidmet. Um diesen Pflichten besser genügen zu können, 
wies sie sogar die Werbung des ägyptischen Königs Ptolemäus zurück.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.