Full text: Deutsches Lesebuch für die unteren Klassen höherer Lehranstalten

Bilder und Lieder. 
2 Es blitzt das rote Feuer Und sah in Blumenwiegen 
Aus Wolkenwall mit Macht, Den zarten Knaben liegen, 
Und donnert ungeheuer, Den zarten Knaben Duft. 
Als wie zu rechter Schlacht. 2 Da rief das zarte Fräulein Luft 
3 Es schüttelt sich die Erde, Und ließ sein Stimmlein fliegen: 
Die tief im Herzen brennt, „Zu dir komm' ich gestiegen; 
Und wirft mit Zorngebärde Wie lange willst du liegen 
Gestein ans Firmament. In deiner stummen Gruft?“ 
4 Das Meer daneben bäumet 3 Da sprach der zarte Knabe Duft, 
Als ein unbändig Roß Der bis dahin geschwiegen; 
Zum Kampfe sich, und schäumet Still blieb er dabei liegen 
Auf Erd' und Himmel los. In seiner sanften Wiegen, 
z Der Sturmwind schnaubt dazwischen, Und sprach: „Wer ist's, der ruft?“ — 
Mit allgemeinem Braus 4 „Ich bin das edle Fräulein Luft, 
Luft, Erd' und Meer zu mischen Es sei dir nicht verschwiegen, 
In eines Chaos Graus. Ich, die kann gehn und fliegen 
6 Der Mensch, das schwache Leben, Und mich auf Flügeln wiegen; 
Steht mitten drein gebannt Ich bin's, mein Junker Duft! 
Und fühlt mit dumpfem Beben 5 Ich will, o süßer Junker Duft, 
Der rohen Kämpfer Hand. Aus deinen eignen Wiegen 
7 Doch bald gewahrt er innen Will ich dich lehren fliegen, 
So hohe Geistesmacht, Und Flügel sollst du kriegen, 
Daß er es wagt zu sinnen Wie ich, das Fräulein Luft.“ 
Auf Anteil an der Schlacht; 6 Da sträubte sich der Knabe Duft, 
8 Und kämpft so ungeheuer, Da ging es an ein Kriegen; 
So klug, daß ihm zum Schluß Es stritten um die Wiegen, 
Luft, Meer und Erd' und Feuer Darin er wollte liegen, 
Die Herrschaft lassen muß. Sich Duft und Fräulein Luft. 
Nach Rückert. 7 Da wehrte noch der kleine Schuft 
So streng sich und gediegen, 
139. Windesseufzer. Er mußte doch erliegen, 
; Es wußt' ihn zu besiegen 
Wie soll ich doch, ich armer Wind, hh 
Recht wehn jedwedem Menschenkind? Das n ust. 
Wenn ich im Sommer komm' aus Süd, 8 In Blaͤttlein hoch und tief gestuft, 
So heißt's gar bald: „O weh, wie's glüht!“ Bie er sich mochte shmiegen, 
Wend' ich darauf mich schnell nach West, 21 wußte sich 
Shreit jeder, daß ich ihn durchnaßt. Vnd ihn bervtzulkregen 
Spring' ich hinuber in den Ost, Aus der geheimen Schluft. 
Klagt man mich an, ich bringe Frost; 9 Hinslogen freudiß Dust und Luft, 
Und blas' ich endlich gar aus Nord, Und es ist un verschwiegen, 
10 So eilt gar alles vor mir fort. e lene 
Wie soll ich nun, ich armer Wind, 
Recht wehn jedwedem Menschenkind? Durch Feld und Wald und 
Schults. 
140. Fräulein Luft und Junker Duft. 141. Die Wolken. 
1 Es kam das zarte Fräulein Luft 1 Es ziehen die luftigen Wolken 
Vom Himmel her gestiegen, Am Himmel dahin und daher, 
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