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„Es giebt aber unter den Sonnen, die ihr hier über euch seht, sehr
viele, die so weit entfernt sind, daß ein Strahl von ihnen, ungeachtet seiner
großen Schnelligkeit, dennoch mehrere Tausend Jahre auf seinem Wege ver¬
weilt. Entstünden jetzt in dieser unermeßlichen Ferne neue Sonnen, so
würden sie uns Erdenbewohnern erst nach Verlauf einer so langen Zeit
sichtbar werden, und wenn jetzt einer dieser Sterne verlöschte, so würden
ihn die Menschen doch noch mehrere Tausend Jahre glänzen sehen.
„Wahrscheinlich ist jede dieser Sonnen, ebenso wie die unsrige, mit
Erden umgeben. Ihr seht die unzählbare Menge der Fixsterne, von denen
viele, in ganze Massen zusammengedrängt, nur wie ein dünner Nebel er¬
scheinen. Wie unermeßlich muß also die Anzahl der Planeten sein, die
sich um diese Sonnen in ewigen Kreisen drehen!" Nach Fr. Jacobs.
VII. Aus dem Menschen- und Völkerleben.
104. Die Elbe.
Die Elbe ist als Schiffahrtsstraße für Norddeutschland und besonders
auch für die Mark Brandenburg von der größten Wichtigkeit. An Wasser¬
fülle und Länge übertrifft sie die Oder bedeutend; denn sie ist mehr als
150 Meilen lang und über 100 Meilen schiffbar. Ihren Ursprung hat
die Elbe auf dem hohen und quellenreichen Riesengebirge. Hoch oben
am Kamme desselben befinden sich große Moos- und Moorwiesen, welche
wie ein Schwamm die Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugen. Eine dieser
Wiesen führt den Namen Elb wiese. Hier sind Vertiefungen mit klarem,
steinigem Grunde, von der Größe eines Waschfasses. Aus diesen Brunnen
stießen zahlreiche Wasseradern zu einem Bächlein zusammen. Dies ist der
Anfang der Elbe. Nach kurzem Laufe stürzt sich der junge Bergstuß über
eine hohe Felsenwand hinab und sammelt dann seine zerstreuten Wasser
wieder in dem schauerlichen Elbgrunde. Das ist eine tiefe Wildnis voll
Moor und übereinander gestürzter Fichtenstämme. Raschen Laufes durch¬
stießt nun die Elbe in einem weiten Bogen das Königreich Böhmen, wo
ihre Wassermasse bald durch zwei große Nebenflüsse, durch die Moldau und
Eger, vermehrt wird. An der Moldau liegt die böhmische Hauptstadt Prag.
Dann gelangt der Elbstrom in das Königreich Sachsen. In den
Grenzgebieten beider Länder engen ihn von allen Seiten gewaltige Sand¬
steinfelsen ein. Der Strom aber durchbricht diese Gebirgsmasse, welche
das Elbsandsteingebirge heißt, und windet sich in vielen Krümmungen
durch die hohen, oft wundersam zerklüfteten Felswände. Diese Gegend ist
die viel gerühmte und viel besuchte sächsische Schweiz. Eine Wanderung