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40. Das wohlfeile Mittagessen.
Es ist ein altes Sprichwort: Wer andern eine Grube gräbt, füllt
selbst hinein. Aber der Löwenwirt in einem gewissen Städtlein war
schon vorher darin. Zu diesem kam ein wohlgekleideter Gast. Kurz und
trotzig verlangte er für sein Geld eine gute Fleischsuppe. Hierauf forderte
er auch ein Stück Rindfleisch und ein Gemüse für sein Geld. Der
Wirt fragte ganz höflich, ob ihm nicht auch ein Glas Wein beliebe. „O
freilich ja," erwiderte der Gast, „wenn ich etwas Gutes haben kann für
mein Geld." Nachdem er sich alles hatte wohlschmecken lassen, holte er
einen abgegriffenen Groschen aus der Tasche und sagte: „Hier, Herr Wirt,
ist mein Geld." Der Wirt sagte: „Was soll das heißen? Seid Ihr
mir nicht einen Thaler schuldig?" Der Gast erwiderte: „Ich habe für
keinen Thaler Speise von Euch verlangt, sondern für mein Geld. Hier
ist mein Geld. Mehr hab' ich nicht. Habt Ihr mir zu viel dafür
gegeben, so ist's Eure Schuld." — Dieser Einfall war eigentlich nicht weit
her; es gehört nur Unverschämtheit dazu und ein unbekümmertes Gemüt,
wie es am Ende ablaufen werde. Aber das Beste kommt noch.
„Ihr seid ein durchtriebener Schalk," erwiderte der Wirt, „und hättet
wohl etwas anderes verdient. Aber ich schenke Euch das Mittagessen und
hier noch ein Fünfgroschenstück dazu; nur redet nicht von der Sache und
geht zu meinem Nachbar, dem Wirt zum schwarzen Bären, und macht es
ihm ebenso!" Das sagte er, weil er mit seinem Nachbar, dem Bären¬
wirt, aus Brotneid im Unfrieden lebte und einer dem andern jeglichen
Tort und Schimpf gern anthat und erwiderte. Aber der schlaue Gast
griff lächelnd mit der einen Hand nach dem angebotenen Gelde, mit der
andern vorsichtig nach der Thür, wünschte dem Löwenwirt einen guten
Abend und sagte: „Bei Eurem Nachbar, dem Bärenwirt, bin ich schon
gewesen, und eben der hat mich zu Euch geschickt, und kein anderer."
So waren im Grunde beide hintergangen, und der dritte hatte den
Nutzen davon. Aber der listige Kunde hätte sich noch obendrein einen
schönen Dank von beiden verdient, wenn sie eine gute Lehre daraus ge¬
zogen und sich miteinander ausgesöhnt Hütten. Denn Frieden ernährt,
aber Unfrieden verzehrt. Hebel.
41. Das Mittagessen im Hof.
Man klagt häufig darüber, wie schwer und unmöglich es sei, mit
manchen Menschen auszukommen. Das mag denn freilich auch wahr sein.
Indessen sind viele von solchen Menschen nicht schlimm, sondern nur
wunderlich, und wenn man sie nur immer recht kennte, inwendig und aus-