Full text: [Teil 4 = (5. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 4 = (5. Schuljahr), [Schülerband])

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71. Barbarossas Tod. 
Fünfunddreißig Jahre waren nun verflossen, seit Kaiser Friedrich 
in Deutschland herrschte, gewaltig und ruhmvoll. Wenn er auch 
wiederholt besiegt worden war, so sahen ihn doch alle für einen 
großen Herrscher an und einen würdigen Nachfolger Karls des 
Großen und Ottos des Ersten. Er hatte streng gehalten auf Recht und 
Gerechtigkeit, hatte gestritten gegen den Trotz der Städte, den 
Übermut der Fürsten, die Anmaßung und Herrschsucht des Papstes 
und hatte viele und schwere Wandlungen erlebt. Nun dachte er 
daran, wie er das Geschick des Reiches und seines Hauses auf 
die Zukunft sichere. Darum verheiratete er seinen ältesten Sohn 
Heinrich, der auch ein tapferer und kühner Mann war und ihm 
dereinst im Reiche folgen sollte, mit der Tochter eines Königs von 
Neapel, damit Heinrich auch König von Neapel würde. 
Um diese Zeit aber ging aufs neue der Ruf des Kreuzes durch 
Europa. Denn es kam die Schreckenskunde, daß Saladin, der Sultan 
von Ägypten, die Christen zu Jerusalem geschlagen und die Stadt 
wiedergewonnen habe. So war achtundachtzig Jahre nach Gottfried 
von Bouillon das Heilige Grab wieder eine Beute der Ungläubigen 
geworden. Da erinnerte sich Friedrich seiner Jugend, wie er vor 
Damaskus gekämpft und zu Jerusalem im Tempel gebetet habe; 
wie nun nach so langen Jahren, da er ein Greis sei und ein 
Kaiser, an Ruhm und Ehren reich, derselbe Ruf zu ihm komme, 
wieder nach dem Gelobten Lande zu ziehen, und alles, was er 
getan, durch die Eroberung des Heiligen Grabes herrlich zu voll¬ 
enden. Weil er nun im Reich alles wohlgeordnet sah, nahm er 
auf dem Reichstag zu Mainz gegen Ostern des Jahres 1189 das 
Kreuz. Seinem Beispiele folgten Herzöge, Grafen und Herren, 
Bischöfe und Ritter und unzähliges Volk, die alle in den Kampf 
ziehen wollten wider die Ungläubigen. Den Kaiser aber begleitete 
sein Sohn Herzog Friedrich von Schwaben, und auch die Könige 
von Frankreich und England schickten sich an, zur See nach dem 
Heiligen Lande zu ziehen. 
Alsbald war ein großes Heer versammelt, und der Kaiser, als 
ein kundiger Kriegsfürst, trat an die Spitze und führte es wohl¬ 
geordnet an der Donau hinab nach Preßburg. Hier aber, in der 
Ungarischen Mark, hielt er noch einen glänzenden Reichstag, und 
alle Streiter waren um ihn versammelt. Er ordnete noch einmal 
alles an, wie es gehalten werden sollte in seiner Abwesenheit, 
und nahm einen letzten, feierlichen Abschied von allen, die zurück-
	        
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