Full text: [Teil 3 = Kl. 7, [Schülerband]] (Teil 3 = Kl. 7, [Schülerband])

42. Prometheus. von h. floß. 
Griechische Sagen. Herausg. von C. Schmidt u. A. Floß. Berlin 1894. 8. 1. 
3n grauer Vorzeit, so glaubten die alten Griechen, regierte das Götter¬ 
geschlecht der Titanen die Welt. Aus ihm ging ein jüngeres Geschlecht, 
das olympische, hervor, das unter der Führung des gewaltigen Zeus 
den Titanen in hartem Kampfe die Herrschaft entriß. 
Einer der Titanen war Prometheus („Vorbedacht"). In kluger 
Erkenntnis, daß bei den Olympiern die größere Macht sei, hatte er sich 
ihnen gebeugt. Dadurch war er dem Schicksal der andern Titanen, 
in den Tartarus, die tiefste Tiefe der Unterwelt, verbannt zu werden, 
entgangen. Doch mochte er nicht im Olymp mit dem neuen Götter¬ 
geschlecht zusammen leben, sondern wählte sich die Erde zum Wohnsitz. 
Hier kam ihm der Gedanke, ein Geschlecht lebender Wesen zu schassen, 
das den Göttern ähnlich, aber unabhängig von ihnen sei. 
Zu diesem Zweck formte er aus Ton, den er mit Wasser anfeuchtete, 
Gebilde nach der Gestalt der Götter. In ihre Brust pflanzte er die 
Eigenschaften und Triebe von allerlei Tierseelen; den lebendigen Atem 
aber blies ihnen auf seine Bitte seine Freundin, die Göttin Pallas 
Athene, ein. So entstanden die ersten Menschen. Allein damit be¬ 
gnügte sich Prometheus nicht. Er lehrte seine Geschöpfe den Acker 
bestellen, die Tiere zähmen und zu Gehilfen ihrer Arbeit machen, 
feste Häuser bauen, Eisen und Gold bearbeiten und viele andere nütz¬ 
liche Künste. 
Jetzt wurden die Götter auf das neugeschaffene Geschlecht der 
Menschen aufmerksam und verlangten Verehrung von ihnen für den 
Schutz, den sie ihnen angedeihen lassen wollten. Es ward eine Zusammen¬ 
kunft zwischen Göttern und Menschen gehalten, wo die Rechte und 
Pflichten beider festgesetzt wurden. Prometheus schaltete hierbei als 
treuer Anwalt seiner Geschöpfe. Doch seine Klugheit verführte ihn, die 
Götter zu betrügen. Er schlachtete im Namen der Menschen den Göttern 
zum Opfer einen Stier, zerlegte ihn und machte aus den Stücken zwei 
Haufen; davon sollten die Himmlischen einen für sich auswählen. Die 
Haufen waren aber sehr ungleich; denn der eine enthielt das Fleisch 
und die Eingeweide, in die Haut des Stieres gehüllt, der andere Über¬ 
bestand aus den kahlen Knochen, die unter dem Unschlitt versteckt lagen. Und 
Porger-Lemp, Lesebuch, in. 5
	        
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