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11. Der Zciuberipiegel.
1.
'i uf einem großen Jahrmarkt, zwischen allen Herrlichkeiten
y \ ititb Schätzen der Welt, stand die kleine, armselige Bnde,
w in der der Zanberspiegel hing, von dem ich ench hente
erzählen will. Am Eingang des Zeltes saß mit übergeschlagnen
5 Beinen ein alter Mann mit langem, schneeweißem Bart, der wie
ein Araber gekleidet war nnd immer stnmm die Hand ansstreckte,
um die kleine Münze in Empfang zn nehmen, die für den Ein¬
tritt bezahlt werden mnßte. Meistens sah er kanm dabei ans,
nnd noch viel weniger gab er Antwort ans die Fragen, die die
io Besucher an ihn stellten. Er deutete nur mit der Hand ans eine
Tafel, auf der für den, der lesen konnte, zu lesen war:
„In diesem Spiegel kann man den erblicken, der an uns
denkt." —
Viele Menschen, die vorübergingen und die Inschrift lasen,
15 lächelten spöttisch und gingen weiter, um möglichst viel von der
bunten Herrlichkeit des Jahrmarkts zu sehen, zu genießen und
zu besitzen. Manche blieben einen Augenblick unschlüssig stehn,
lächelten aber dann ungläubig und gingen kopfschüttelnd weiter.
Einige riefen sogar unwillig, man solle doch solchen Unfug nicht
20 dulden, das sei ja eine ausgemachte Prellerei.
Der Alte am Eingang des Zeltes tat, als ob er von alledeni
nichts höre und verstehe, er wehrte niemand ab, er lud aber auch
niemand ein, die Kraft des Zanberspiegels zu erproben.
2.
Da kam ein älteres, behäbiges Paar daher, blieb stehen, und
der Mann sagte:
„Laß uns hereintreten und es einmal versuchen! Es wäre
doch gar schön, wenn unser fernes Töchterlein uns aus dem Spiegel
5 grüßen wollte!" — Die Frau aber erwiderte:
„Laß uns erst warten, bis wir jemand gesprochen haben, der
darin gewesen ist und weiß, daß es kein Betrug ist!" Und sie
zog ihren Mann mit sich fort zu einer Bude, wo Gold und Edel¬
steine feilgehalten wurden.
io Indem kam eine alte Jungfer daher, mit Putz überladen und
ihren Mops führend, für den sie an der gegenüberliegenden Bude
Zuckerbrot gekauft hatte. Die Bude war stets von einer Schar