Full text: [Teil 4 = 5. Schulj, [Schülerband]] (Teil 4 = 5. Schulj, [Schülerband])

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11. Der Zciuberipiegel. 
1. 
'i uf einem großen Jahrmarkt, zwischen allen Herrlichkeiten 
y \ ititb Schätzen der Welt, stand die kleine, armselige Bnde, 
w in der der Zanberspiegel hing, von dem ich ench hente 
erzählen will. Am Eingang des Zeltes saß mit übergeschlagnen 
5 Beinen ein alter Mann mit langem, schneeweißem Bart, der wie 
ein Araber gekleidet war nnd immer stnmm die Hand ansstreckte, 
um die kleine Münze in Empfang zn nehmen, die für den Ein¬ 
tritt bezahlt werden mnßte. Meistens sah er kanm dabei ans, 
nnd noch viel weniger gab er Antwort ans die Fragen, die die 
io Besucher an ihn stellten. Er deutete nur mit der Hand ans eine 
Tafel, auf der für den, der lesen konnte, zu lesen war: 
„In diesem Spiegel kann man den erblicken, der an uns 
denkt." — 
Viele Menschen, die vorübergingen und die Inschrift lasen, 
15 lächelten spöttisch und gingen weiter, um möglichst viel von der 
bunten Herrlichkeit des Jahrmarkts zu sehen, zu genießen und 
zu besitzen. Manche blieben einen Augenblick unschlüssig stehn, 
lächelten aber dann ungläubig und gingen kopfschüttelnd weiter. 
Einige riefen sogar unwillig, man solle doch solchen Unfug nicht 
20 dulden, das sei ja eine ausgemachte Prellerei. 
Der Alte am Eingang des Zeltes tat, als ob er von alledeni 
nichts höre und verstehe, er wehrte niemand ab, er lud aber auch 
niemand ein, die Kraft des Zanberspiegels zu erproben. 
2. 
Da kam ein älteres, behäbiges Paar daher, blieb stehen, und 
der Mann sagte: 
„Laß uns hereintreten und es einmal versuchen! Es wäre 
doch gar schön, wenn unser fernes Töchterlein uns aus dem Spiegel 
5 grüßen wollte!" — Die Frau aber erwiderte: 
„Laß uns erst warten, bis wir jemand gesprochen haben, der 
darin gewesen ist und weiß, daß es kein Betrug ist!" Und sie 
zog ihren Mann mit sich fort zu einer Bude, wo Gold und Edel¬ 
steine feilgehalten wurden. 
io Indem kam eine alte Jungfer daher, mit Putz überladen und 
ihren Mops führend, für den sie an der gegenüberliegenden Bude 
Zuckerbrot gekauft hatte. Die Bude war stets von einer Schar
	        
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