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sprach der Priester: „Also wird mein Gesicht wahr, denn ich sah in
dieser Nacht zwei Tauben heranfliegen und auf meiner Hand nieder—
sitzen, eine von ihnen war weiß, die andere schwarz.“
Und die Knappen sagten zum Priester: „Der Herr möge an seinem
heiligen Tage Nachsicht mit uns haben, wir bitten, daß du uns etwas
zu essen gibst, denn der vierte Tag bricht an, seit wir nicht Brot,
nicht Brei genossen haben.“ Er aber verbarg die Knaben, gab ihnen
Brot, das in Wein getränkt war, und ging zur Messe.
Ihnen folgte der Deutsche und wieder forschte er nach den Knaben,
aber er wurde von dem Priester angeführt und kehrte heim. Die Knaben
kamen durch die Mahlzeit wieder zu Kräften, weilten zwei Tage im
Hause des Priesters, dann schieden sie und gelangten so bis zum heiligen
Gregor. Der geistliche Herr aber freute sich, als er die Knaben sah,
und weinte am Halse seines Neffen Attalus. Den Leo aber löste er
von dem Joch der Knechtschaft mit seinem ganzen Geschlecht und gab
ihm Land als Eigentum, worauf dieser mit Weib und Kind als freier
Mann lebte alle Tage seines Lebens.“
So lautet die alte Dorfgeschichte aus dem Trierer Land; es ist
mur ein kurzer Einblick, den sie gestattet, für uns doch wertvoll, in die
Stellung der Unfreien zu ihrem Herrn und in den Verkehr auf dem
Hofe eines angesehenen deutschen Gutsherrn vor dreizehnhundert Jahren.