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will, daß jedes nach seiner Art seines Lebens froh sein soll, da
sie Sinne, Fleisch und Blut haben, und demnach empfindende
Wesen sind, und also auch Luft und Schmerz empfinden, so
kann sie Gott der bloßen Willkür der Menschen nicht Preis
gegeben haben.
Besonders haben diejenigen Thiere das traurige Schicksal
eines qualvollen Todes zu sterben, die schädlich und nachtheilig
waren; man will sie für den Schaden züchtigen. Aber nur
Unverstand und Bosheit kann so verfahren. Denn können die
Thiere anders? Müssen sie nicht also?
Grausam ist's auch, Thiere zu unnützen Künsten abzurichten,
wobei sie oft jahrelang unter den entsetzlichsten Qualen und Mar¬
tern lernen und leben muffen, und doch weiter keinen Nutzen
haben, als daß sie einige unnütze Menschen ernähren, die Zeit
und Kraft zu nützlicheren Beschäftigungen anwenden sollten, —
und die Langeweile solcher Menschen verkürzen, die sich an sol¬
chen Künsten vergnügen, ohne daran zu denken, was das Thier
ausgestanden hat und noch ausstehen muß, um unempfindliche
Menschenherzen zu belustigen. Möchte doch ein Jeder solche
Menschen, die sich von Thierquälen nähren, mit ihren Künsten
zurückweisen, so würden sie genöthigt sein, ein menschliches Ge¬
werbe und nützlicheres Geschäft zu treiben.
Die Trunkenheit ist eine Quelle der schrecklichsten Mi߬
handlungen der Thiere.
Auch Zank und Streit zwischen Herrschaften und Dienst¬
boten und zwischen andern Personen, die nicht Gelegenheit ge¬
funden, ihrer Wuth Ableitung zu verschaffen, sind häufig Ver¬
anlassung zur Grausamkeit gegen Thiere.
Der verwöhnte Gaumen sogar veranlaßt oft fürchterliche
Qual für die Thiere. Grauenerregende Beispiele geben die Küchen.
Wenn der überfeinerte Gaumen behauptet, daß die Krebse besser
schmecken, wenn sie mit kaltem Wasser über das Feuer gesetzt,
um jo nach und nach gesotten zu werden, so denkt man nicht
an die Qual, welche diese Thiere erleiden.
"Es sind ja nur Thiere, die um der Menschen Willen da
sind!" — ist ein böser Gedanke menschlichen Dünkels und
Stolzes.
Je höher das Thier, desto heiliger und näher' unserm Her¬
zen die Pflicht, eS vor dem kleinsten Schmerz zu sichern.