Full text: Für die Klasse V (Teil 2 = Unterstufe, [Schülerband])

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will, daß jedes nach seiner Art seines Lebens froh sein soll, da 
sie Sinne, Fleisch und Blut haben, und demnach empfindende 
Wesen sind, und also auch Luft und Schmerz empfinden, so 
kann sie Gott der bloßen Willkür der Menschen nicht Preis 
gegeben haben. 
Besonders haben diejenigen Thiere das traurige Schicksal 
eines qualvollen Todes zu sterben, die schädlich und nachtheilig 
waren; man will sie für den Schaden züchtigen. Aber nur 
Unverstand und Bosheit kann so verfahren. Denn können die 
Thiere anders? Müssen sie nicht also? 
Grausam ist's auch, Thiere zu unnützen Künsten abzurichten, 
wobei sie oft jahrelang unter den entsetzlichsten Qualen und Mar¬ 
tern lernen und leben muffen, und doch weiter keinen Nutzen 
haben, als daß sie einige unnütze Menschen ernähren, die Zeit 
und Kraft zu nützlicheren Beschäftigungen anwenden sollten, — 
und die Langeweile solcher Menschen verkürzen, die sich an sol¬ 
chen Künsten vergnügen, ohne daran zu denken, was das Thier 
ausgestanden hat und noch ausstehen muß, um unempfindliche 
Menschenherzen zu belustigen. Möchte doch ein Jeder solche 
Menschen, die sich von Thierquälen nähren, mit ihren Künsten 
zurückweisen, so würden sie genöthigt sein, ein menschliches Ge¬ 
werbe und nützlicheres Geschäft zu treiben. 
Die Trunkenheit ist eine Quelle der schrecklichsten Mi߬ 
handlungen der Thiere. 
Auch Zank und Streit zwischen Herrschaften und Dienst¬ 
boten und zwischen andern Personen, die nicht Gelegenheit ge¬ 
funden, ihrer Wuth Ableitung zu verschaffen, sind häufig Ver¬ 
anlassung zur Grausamkeit gegen Thiere. 
Der verwöhnte Gaumen sogar veranlaßt oft fürchterliche 
Qual für die Thiere. Grauenerregende Beispiele geben die Küchen. 
Wenn der überfeinerte Gaumen behauptet, daß die Krebse besser 
schmecken, wenn sie mit kaltem Wasser über das Feuer gesetzt, 
um jo nach und nach gesotten zu werden, so denkt man nicht 
an die Qual, welche diese Thiere erleiden. 
"Es sind ja nur Thiere, die um der Menschen Willen da 
sind!" — ist ein böser Gedanke menschlichen Dünkels und 
Stolzes. 
Je höher das Thier, desto heiliger und näher' unserm Her¬ 
zen die Pflicht, eS vor dem kleinsten Schmerz zu sichern.
	        
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