Fr. Bassi er, Der Klabautermann.
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Vergessen war alle Reue und alles Leid, vergessen alle guten Vor¬
sätze, vergessen das Gelübde der Pflanzenkost. „Frisch auf zum
fröhlichen Jagen!“ hiess es wieder, und eilfertig schossen alle Forellen
ins offene Wasser hinaus zu den rauschenden Stromschnellen der
Traun, gefräfsig, mordgierig, erbarmungslos.
Aber warte nur, leichtsinniges, unverbesserliches Raubgesindel!
Eines schönen Tages wird der Fischer auch euch erwischen, und dann
misst man euch mit gleichem Masse. Was ihr den armen Weifs-
lischchen angethan, das besorgen euch die Sommervögel, die Bade¬
gäste in Empfing. Sie schneiden euch das Spitzbubenköpfchen vom
getüpfelten Rumpf und verspeisen euch ohne Gnade und Barmherzig¬
keit. Früher oder später ereilt einen jeden Bösewicht die Strafe.
47. Der Klabautermann.
Fr. Bässler, Sagen aus allen Gauen des Vaterlandes.
In Pommern giebt es ebenso wie in ganz Norddeutschland an
denjenigen Orten, wo Schiffe gebaut werden, den sogenannten Kla¬
bautermann. Dies ist ein kleiner Mann, kaum zwei Fuss hoch, in
roter Jacke, weissen Schifferhosen und mit einem runden Hut bedeckt.
Gesehen haben ihn nur wenige, und es verlangt auch niemand dar¬
nach, ihn zu schauen; denn wer ihn erblickt hat, der muss bald sterben.
Er ist der gute Geist des neuerbauten Schiffes und seiner Mannschaft.
Man sieht ihn zwar nicht, allein desto mehr hört man ihn und ge¬
wahrt seine unsichtbare Thätigkeit. Ist am Schiffe etwas an einer
Stelle entzwei, wo niemand hinkommen kann, da kalfatert sie der
Klabautermann, und davon hat er seinen Namen. Ist der Schiffer in
der Kajüte eingeschlafen und droht Gefahr, da stösst ihn gewiss der
kleine unsichtbare Schutzgeist und heisst ihn aufstehen und die Augen
offen haben.
Den Matrosen hilft er, ohne dass sie ihn sehen, bei allen ihren
Arbeiten, und namentlich bezeigt er sich den fleissigen und flinken
gegenüber gefällig und thätig, nimmt auch von ihnen Speise an; die
faulen aber und trotzigen quält und zwickt er so lange, bis sie sich
bessern. Hilft aber die Ermahnung nicht, dann lässt er sich vor ihnen
sehen und schneidet ihnen grimmige Gesichter; dann ist aber auch ihr
letztes Stündlein in der Nähe.
Beim Sturme hört man ihn an allen Ecken des Schiffes hantieren;
wenn er aber bemerkt, dass trotz aller Anstrengungen nichts zu
retten ist, dann steigt er, so hoch er kann, gewöhnlich auf die Spitze
des Bugspriets und stürzt sich von hier mit grossem Geräusche hinab
in die Wellen. Alsdann wissen aber die Schiffer, dass es aus mit