A. Erzãhlende Prosa. UI. Märchen.
III. Märchen.
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17. Das Hirtenbüblein. (Aus Baiern.)
Von den Brüdern Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Göttingen, 1857.
Es war einmal ein Hirtenbübchen das war wegen seiner weisen
Antworten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der
Konig des Landes hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ das Bübchen
Vmnmen. Da sprach er zu ihm: „Kannst du mir auf drei Fragen, die ich
dir vorlegen will, Antwort geben, so will ich dich ansehen wie mein eigenes
Kind, und du sollst bei mir in meinem königlichen Schlosse wohnen.“
Sprach das Büblein: „Wie lauten die drei Fragen?“ Der König sagte—
„Die erste lautet: wie viel Tropfen Wasser sind in dem Weltmeer?“ Das
Hirtenbüblein antwortete: „Herr König laßt alle Flüsse auf der Erde
Serstopfen, damit kein Tröpflein mehr daraus ins Meer läuft, das ich
nicht erst gezählt habe, so will ich Euch sagen, wie viel Tropfen im Meere
sind.“ Sprach der König: Die andere Frage lautet: wie viel Sterne stehen
am Himmel?“ Das Hirlenbüblein sagte: „Gebt mir einen großen Bogen
weißes Papier! und dann machte es mit der Feder so viele feine Punkte
darauf, daß sie kaum zu sehen und fast gar nicht zu zählen waren und
Elnem die Augen vergingen, wann man darauf blickte. Darauf sprach es:
Eo viel Sterne stehen am Himmel als hier Punkte auf dem Papier;
zahlt sie nurl‘ Aber Niemand war dazu im Stande. Sprach der König:
Die dritte Frage lautet: wie viel Sekunden hat die Ewigkeit?* Da sagte
2 Hirtenbuͤblein: „In Hinterpommern liegt der Demantberg der hat
ne Stunde in der Höhe, eine Stunde in der Breite und eine Stunde in
ber Tiefe: dahin koͤmmt alle hundert Jahr ein Vöglein und wetzt sein
Schnaäbelein daran, und wenn der ganze Berg abgewetzt ist, dann ist
die erste Selunde von der Ewigkeit vorbei
E prach der König: „Du hast die drei Fragen aufgelöst wie ein Weiser
un sollst sortan bei mir in meinem königlichen Schlosse wohnen, und ich
will dich ansehen wie mein eigenes Kind
18. Die drei Brüder. (Aus Hessen.)
Von den Bruͤdern Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Göttingen, 1857
Es war ein Mann, der hatte drei Söhne und weiter nichts im Ver—
mögen als das Haus worin er wohnte. Nun hätte jeder gerne nach
senem Tode das Haus gehabt, dem Vater war aber einer so lieb als der
Indere; da wußt' er gar nicht, wie ers anfangen sollte, daß er keinem zu
nahe thäte; verkaufen wollte er das Haus 2 nicht, weil's von seinen
Woleltern war, sonst hätte er das Geld unter sie getheilt. Da fiel ihm
Ndlich ein Rath ein, und er sprach zu seinen Sohnen; „Geht in die Welt
Iinb bersucht euch, und lerne jeder sein Handwerk; wenn ihr dann wieder—
bonmt wer das beste Meisterstück macht, der soll das Haus haben.“
Das waren die Söhne zufrieden und der älteste wollke ein Hufschmied
der We in Barbier, der dritte aber ein Fechtmeister werden. Darau