229
begeistertes Hoch- und Hurrarufen ihm entgegen. Die meisten unter
uns sahen den ehrwürdigen Heldengreis zum erstenmal in ihrem
Leben und waren erstaunt, wie stramm und schneidig er zu Pferde
saß. Und als er nun mit freundlichem Wohlwollen nach allen
Seiten grüßte, da meinte jeder, ein Blick wenigstens aus diesem
hoheitsvollen und doch so unendlich wohlwollenden Auge habe ihm
besonders gegolten. Mit stolzer Freude aber ruhten unsere Blicke
auch auf der ritterlichen Gestalt des Kronprinzen, unseres siegreichen
Heerführers, der an der Seite seines königlichen Vaters ritt; auch
Moltke, Blumenthal, Roon und vor allen der eiserne Kanzler Graf
Bismarck bildeten den Gegenstand allseitiger Aufmerksamkeit; mit
besonderer Freude grüßte endlich noch das Auge unsern jugendlichen
Thronfolger, den Prinzen Wilhelm von Württemberg; war doch
seine Gegenwart für sich allein schon ein glückverheißendes Zeichen
für die künftige Gestaltung des deutschen Vaterlandes.
4. Noch einmal wiederholten sich die brausenden Zurufe, als
der König mit seinem glänzenden Gefolge sich wieder entfernte.
Jeder war sich bewußt, daß unser jubelnder Gruß den Männern
galt, die mit fester Hand in das Rad der Geschichte eingegriffen
und die kühnsten Hoffnungen und Träume der Deutschen in un¬
geahnter Herrlichkeit ihrer Erfüllung nahe gebracht hatten.
5. So gehört diese Stunde zu dem Mächtigsten und Eindrucks¬
vollsten, das in diesem ganzen Feldzug und das überhaupt in
meinem Leben mir die Seele bewegt hat, und tief und unerschütter¬
lich hat sich seitdem in meiner und in so manches anderen schwä¬
bischen Kriegers Brust der feste Vorsatz eingewurzelt, für unsern
sieggekrönten Kriegsherrn und für das, was er dem deutschen
Vaterland erstritten, überall und zu jeder Zeit einzutreten bis zum
letzten Atemzug. Karl Geyer.
147. Schelmenliedlein zum 2. September.
Nach bekannter Melodie zu singen.
1. Das war im Jahre siebzig.
Da kam der Herr Franzos;
Er kam mit viel Spektakel,
Gegickel und Gegackel;
Der Lärm war riesengroß.
45
50
55
60
65
70