Full text: [Teil 2 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 2 = Sexta, [Schülerband])

Buschmann: Ödipus und sein Geschlecht. — Schwab: Der Argonautenzug 103 
goldene Vließ dem Äetes, der es dem Ares weihte und es in einem 
diesem Gotte heiligen Haine aufhängte, wo es von einem ungeheuern, 
feuerspeienden Drachen bewacht wurde. 
2. 
In Jolkos in Thessalien herrschte ein König mit Namen Pelias, 
der seinen Bruder Äson, dem eigentlich die Herrschaft gebührte, vom 
Throne gestürzt hatte. Um sein Söhnlein Jason den Nachstellungen 
des bösen Oheims zu entziehen, sendete es Äson ferne von der Heimat 
zu dem weisen Centauren Chiron, der es sorgfältig pflegte und in allen 
Künstelt und Tugenden unterrichtete, die einem Helden zukamen. Als 
llun Jason herangewachsen war, machte er sich auf, um nach seiner 
Heimat zurückzukehren und sein Erbe von dem Oheim zu fordern. 
Unterwegs kam er an einen breiten Fluß, an dessen Ufer er eine alte 
Frau sitzend fand, die ihn anflehte, sie über das Wasser zu bringen; 
es war aber die Göttermutter Hera (Juno), die die Gestalt eines irdischen 
Weibes angenommen hatte. Jason nahni sie auf seine Arme und trug 
sie hinüber; einer seiner Schuhe aber blieb ihm dabei im Schlamme 
stecken. 
Jason kam in seiner Vaterstadt Jolkos an, als Pelias gerade 
mitten unter allem Volke den Göttern ein Opfer brachte. Alle staunten, 
als der Jüngling unter sie trat, über die herrliche, kraftvolle Erscheinung; 
die einen glaubten, Ares, die anderen, Apollo vor sich zu sehen. Pelias 
aber erschrak, als er Jason sah und mit Bestürzung bemerkte, daß dieser 
nur an einem Fuße beschuht sei; denn ein Orakelspruch hatte ihn ge¬ 
warnt, er solle sich vor dem Einschuhigen hüten. Doch faßte er sich 
und fragte nach des Frenidlings Namen und Herkunft. Noch mehr 
aber erschrak er, als er vernahm, daß es der Sohn seines Bruders 
wäre, den er seines Thrones beraubt hatte. Er tat freundlich mit 
Jason, lud ihn in seinen Palast ein und bewirtete ihn aufs beste. Als 
lmn aber Jason am fünften Tage vor den Oheim trat und sein recht- 
nläßiges Erbe von ihm verlangte, sprach Pelias arglistig zu ihm: „Ich 
bin bereit, deine Forderung zu erfüllen; aber zuvor sollst du mir eine 
Bitte erfüllen. Jede Nacht erscheint mir der Schatten des Phrixus 
und gebietet mir, seine Gebeine und das goldene Vließ zurückzuholen; 
dazu bin ich zu alt; vollbringe du es, der jüngere Mann, und wenn 
du zurückkommst, sollst du Krone und Reich haben." Pelias meinte 
nämlich, nimmer werde Jason das gefährliche Abenteuer bestehen, 
sondern bei dem Versuche seinen Tod finden. 
Jason aber erklärte sich bereit, die Fahrt nach Kolchis zu unter¬ 
nehmen, und traf sogleich seine Vorbereitungen dazu. Auf seine Auf¬ 
forderung kamen von allen Seiten die berühmtesten Helden Griechenlands
	        
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