Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

272— 
wie verschieden die Menschen in Ansehung des äußerlichen Schmuckes 
denken und wie einmüthig sie gleichwohl alle darauf gefallen sind, 
ihre persönlichen Vollkommenheiten auf eine oder die andere Weise 
zu erhöhen. Es dauerte nicht lange, so kamen verschiedene dieser 
guten Leute an Bord. Das ungewöhnlich sanfte Wesen, welches 
ein Hauptzug ihres Nationalcharakters ist, leuchtete sogleich aus 
allen ihren Geberden und Handlungen hervor, und gab einem jeden, 
der das menschliche Herz studirte, zu Betrachtungen Anlaß. Die 
äußern Merkmale, durch welche sie uns ihre Zuneigung zu erkennen 
geben wollten, waren von verschiedener Art; einige ergriffen unsere 
Hände, andere lehnten sich auf unsere Schültern, noch andere um— 
armten uns. Zu gleicher Zeit bewunderten sie die weiße Farbe 
unserer Haut und schoben uns zuweilen die Kleider von der Brust, 
als ob sie sich erst überzeugen wollten, daß wir eben so beschaffen 
15. wären wie sie. 
Da sie merkten, daß wir Lust hätten ihre Sprache zu lernen, 
weil wir uns nach den Benennungen der gewöhnlichsten Gegenstände 
erkundigten, oder sie aus den Wörterbüchern voriger Reisenden her— 
sagten, so gaben sie sich viel Mühe uns zu unterrichten, und 
freuten sich, wenn wir die rechte Aussprache eines Wortes treffen 
konnten. Was mich anlangt, so schien mir keine Sprache leichter 
als diese. Alle harten und zischenden Consonanten sind daraus ver— 
bannt, und fast jedes Wort endigt sich mit einem Selbstlauter. 
Was dazu erfordert ward, war bloß ein scharfes Ohr, um die 
mannigfaltigen Modificationen der Selbstlauter zu unterscheiden, 
welche natürlicherweise in einer Sprache vorkommen müssen, die auf 
so wenig Mitlauter eingeschränkt ist, und die, wenn man sie einmal 
recht gefaßt hat, die Unterredung sehr angenehm und wohlklingend 
machen. Unter andern Eigenschaften der Sprache bemerkten wir 
sogleich, daß das O und E, womit sich die mehrsten Nennwörter 
und Namen in Herrn Cook's erster Reise anfangen, nichts als 
Artikel sind, welche in vielen morgenländischen Sprachen vor den 
Nennwörtern herzugehen pflegen, die ich aber im Verfolg dieser 
Erzählung entweder weglassen oder durch einen Strich von dem 
35. Nennwort trennen werde. 
III. 
Pflanzen und Thiere. 
266. Ueber die Verbreitung der Pflanzen. 
* 
* 
40. 
Man kann sich nicht genug über die Menge und Mannigfaltig— 
keit der Pflanzen verwundern, mit welchen die Natur alle Jahre 
die Erde bekleidet. In dem kleinen Raum, den das Auge auf 
*8Z. P. DHebel.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.