Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

4 
Unglückseliger Ueberfluß, Wo der nöthigste Genuß Unsern 
Schaͤtzen fehlen muß! higß ß Uns 
56. Der Hahn und der Fuchs. 
1Ein alter Haushahn hielt auf einer Scheune Wache; ?Da 
z. kömmt ein Fuchs mit schnellem Schritt Und ruft: o krähe. Freund, 
nun ich dich fröhlich mache; Ich bringe gute Zeitung mit. » Der 
Thiere Krieg hört auf: man ist der Zwietracht müde. In unserm 
Reich ist Ruh und Friede. Ich selber trag' ihn dir von allen 
Füchsen an. 8O Freund, komm bald herab, daß ich dich herzen 
kann. Wie guckst du so herum? — Greif, Halt und Bellart 
kommen, Die Hunde, die du kennst, versetzt der alte Hahn; 
1u1 Und, als der Fuchs entläuft: was, fragt er, ficht dich an? 
12Nichts, Bruder, spricht der Fuchs; der Streit ist abgethan, 
13 Allein ich zweifle noch, ob die es schon vernommen. 
10. 
15. 
57. Das Kutschpferd und der Ackergaul.“ 
1Ein Kutschpferd sah den Gaul den Pflug im Felde ziehn ? Und 
wiehert' stolz herab auf ihn. „Wann,“ sprach es und begann sich 
schön zu heben, ,Wann kannst du dir ein solches Ansehn geben? 
s Und wann bewundert dich die Welt?“ — 6,„Schweig,“ rief der 
20. Gaul, „und laß mich ruhig pflügen; Denn baute nicht mein Fleiß 
das Feld, 8Wie würdest du den Hafer kriegen, Der dich so frisch 
und stolz erhält?“ 
— —— 
— — 
58. Phylar. 
IL. Phylax, der so manche Nacht 2Haus und Hof getreu 
bewacht, Und oft ganzen Diebesbanden Durch sein Bellen wider— 
standen; Phylax, dem Lips Tullian, »Der doch gut zu stehlen 
wußte, Selber zweimal weichen mußte, Diesen fiel ein Fieber an. 
II. Alle Nachbarn gaben Rath. ?Krummholzöl und Mithri— 
30. dat Mußte sich der Hund bequemen Wider Willen einzunehmen. 
sSelbst des Nachbar Gastwirths Müh, Der vordem in fremden 
Landen Als ein Doctor ausgestanden, 8War vergebens bei dem Vieh. 
III. 1Kaum erscholl die schlimme Post, Als von ihrer Mit— 
tagskost Alle Brüder und Bekannten Phylax zu besuchen rannten. 
35. Pantalon, sein bester Freund, Leckt ihn an dem heißen Munde. 
O! erseufzt er, bittre Stunde! O! wer hätte das gemeint!“ — 
IV. Ach! rief Phylax, Pantalon! ?Ist's nicht wahr, ich 
sterbe schon? Hätt ich nur nichts eingenommen, Wär' ich wohl 
davon gekommen! »Sterb' ich Aermster so geschwind, sOl so kannst 
* Nr. 57—63 von Christian Fürchtegott Gellert.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.