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57, Die Familie Fugger.
Schon vor Jahrhunderten blühte die Kunst der Lein¬
weberei in Schwaben. Die Weberzunft war eine der ersten
in Augsburg. Sie hatte schon in der großen Ungaruschlacht
aus dem Lechfelde tapfer mitgefochten. Da lebte um die
Mitte des 14. Jahrhunderts in dem Dörfchen Graben,
etwa sechs Standen südlich von Augsburg, ein Leinweber,
Haus Fugger. Sein Sohn zog nach Augsburg. Nebeu
seinem Handwerke trieb er Handel mit Leinwand. Er ge¬
langte durch Fleiß und Redlichkeit zu hohem Ansehen. Seine
Nachkommen betrieben den Leinwandhandel in ausgedehnter
Weise. Später beuteten sie Bergwerke in Spanien und
Österreich aus. Auch begannen sie überseeische Unterneh¬
mungen. Ihre Schiffe brachten Schätze aus Ostindieu. Die
Familie erwarb ungeheure Reichtümer. Sie wurde vom
Kaiser in den Patrizierstand erhoben und erhielt später die
Grafen-, dann die Fürstenkrone. Das Geschlecht der Fngger
zeichnete sich stets durch Gemeiusiuu und durch Wohlthätig¬
keit aus. Es leistete seiner Vaterstadt Augsburg wiederholt
große Dienste und hat sich insbesondere durch die Stiftung
der Fuggerei ein schönes Denkmal gesetzt. Dieselbe ist
eine kleine Stadt, welche die Fngger bei St. Jakob in
Augsburg erbauten. Die Fuggerei besteht aus 53 Häusern
mit doppelt so vielen Wohnungen, welche seit alters armen
Bürgern von Augsburg ohne Mietzins überlassen werden.
58. Kaiser "Karl V. und Graf Anton Fugger.
Beim Beginne des 16. Jahrhunderts war Graf Anton
Fugger der bedeutendste seines Geschlechtes. So oft Kaiser
Karl V. nach Augsburg kam, wohnte er in dem herrlichen
Palaste des durch Gemeinsinn und unermeßlichen Reichtum
hervorragenden Grafen Anton. Derselbe hatte dem Kaiser
zu seinen Kriegen eine große Summe Geldes vorgestreckt.