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in manchem blutigen Kampfe unterlegen waren. Ihren Streitkräften, 
45,000 Bayern unter Leitung des altersschwachen Prinzen Karl von 
Bayern und Bundestruppen, geführt vom Prinzen Alexander von 
Hessen, fehlte es an einheitlichem Handeln, und so wurden die Bayern 
vom 4. bis 10. Juli unausgesetzt besiegt, bei Derubach, Hünfeld 
und Kissingen, bei Hausen und Hammelburg, obgleich sie den 
Preußen an Zahl überlegen waren. Auch die Hessen unterlagen bet 
Laufach und Aschaffenburg. 
Als General Vogel von Falkenstein in Frankfurt einzog, 
hatte sich der preußenfeindliche Bundestag eiligst aus dem Staube 
gemacht, und der Stadtsäckel sollte dessen Sünden und deren Schuld 
mit sechs Millionen Thalern bezahlen. Als wenige Tage später General 
Manteuffel den Oberbefehl in Frankfurt übernahm, erhöhte er die 
Kriegssteuer auf fünfundzwanzig Millionen Thaler. Doch wurde die 
Summe später erlassen; dafür bezahlte Frankfurt seine feindliche Hal¬ 
tung mit der eigenen Freiheit. Es fiel bedingungslos gleich Han¬ 
nover, Kurhessen und Nassau an Preußen, das jetzt seinen Siegeszug 
durch Bayern fortsetzte. Bei Hund heim und W erb ach (23. und 
24. Juli), bei Tauberbischofsheim, Helmstädt und Roßbrunn 
(25. Juli) wurden die süddeutschen Truppen völlig geschlagen. Anfang 
August kam ein Waffenstillstand zwischen Preußen und Süddeutschland 
zu stände. Ende Oktober erst der Friede. Am längsten wehrte sich 
Sachsen dagegen, dessen König eher geneigt war, abzudanken, als sich 
zu fügen. 
Obgleich die besiegten Süd- und Mittelstaaten ihre Niederlage 
schmerzlich empfanden, wie die Kriegssteuer, welche sie an Preußen zu 
zahlen hatten, so sollte ihnen doch allmählich klar werden, daß der König 
von Preußen in der Erhaltung seines Staates Deutschlands Größe im 
Auge hatte, wenngleich er als Träger und Vertreter deutscher Interessen 
manches Opfer der widerstrebenden Einzelstaaten fordern mußte. „Nur 
Deutschland hat gewonnen, was Preußen erobert hat," betonte König 
Wilhelm in seinem Aufruf an die Bevölkerung Hannovers. 
Die allezeit so laut gerühmte Friedensliebe Napoleons, seine „wohl¬ 
wollende Neutralität" erhielt eine wunderliche Beleuchtung, als sich die 
süddeutschen Regierungen, Baden ausgenommen. Hülfe flehend an ihn 
gewandt hatten. Er ließ durch seinen Minister des Auswärtigen von 
Bismarck die Abtretung der bayrischen Rheinpfalz und Rheinhessens 
mit Mainz verlangen, dabei nicht undeutlich mit dem Säbel rasselnd.
	        
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