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traf diesen des Helden Speer, und entseelt stürzte er von seinem
Streitwagen hinab. Sein Freund Äneas eilte herbei, um den
Leichnam zu retten; da schleuderte Diomedes einen wuchtigen Feld¬
stein gegen ihn und zerschmetterte ihm die Hüfte. Aber Aphrodite
war dem Äneas nicht weniger hold als dem Paris; auch ihn
schützte sie vor dem todbringenden Speere des Diomedes. Der
aber richtete in wildem Übermute selbst gegen die Göttin seine
Waffe und verwundete ihre zarte Hand. Erschreckt ließ sie den
geretteten Äneas los und enteilte zum Olympus, um die Wunde
zu heilen. Äneas aber ward durch Apollo nach Troja entführt.
Voll Ingrimms sah Ares, welches Unheil Diomedes verübt hatte,
und es trieb ihn sein göttliches Herz, daß er den mannhaften
Helden zu töten trachtete. Schrecken faßte Diomedes, als er den
Kriegsgott heranstürmen sah, und er wäre gewichen, hätte nicht
Athene seine Seele mit Mut gestählt *). Sie schwang sich auf seinen
Streitwagen, ergriff die Zügel und trieb die Rosse in raschem
Laufe gegen Ares. Gewaltig schleuderte der Kriegsgott seine wuch¬
tige Lanze; doch die Göttin wehrte es, daß sie den Liebling traf;
des Diomedes Lanze aber lenkte sie so, daß sie dem Gotte die
Seite verwundete, und laut stöhnend, daß die Griechen und Tro¬
janer erschraken, entsank er dem Wagen. Eilends floh er vom
Schlachtfeld, folgte Aphrodite in den Olympus und legte lindernden
Balsam auf die schmerzende Wunde. Zeus aber zürnte den Göttern
und verbot ihnen, fürderhin auf der Walstatt zu erscheinen.
7. Immer heftiger tobte der Streit, immer mehr wurden die
Trojaner bedrängt, und rings um sich her alles mordend stürmte
Diomedes bis an die Mauern der Stadt. Nur dem Glaukus, der
ihm von seinen Ahnen her Gastfreund war, schenkte er das Leben
und tauschte nach alter Heldensitte mit ihm die Rüstung. Nochmals
gedachte nunmehr der edle Hektor seine Zuflucht zum Zweikampf
zu nehmen, und dieses Mal wollte er selber mit dem besten der
Griechen die Entscheidung wagen. Da trat der gewaltige Ajas
vor, und die Helden stellten sich zu gemeinsamem Streit. Hektor
warf seine Lanze; sie durchdrang nicht einmal den Schild des
Ajas; die Lanze des Ajas aber durchbohrte Schild und Panzer
Hektars, und dieser entging nur durch eine Seitenbiegung dem
sicheren Tode. Von neuem stürmten sie aufeinander ein; aber
das Glück der Waffen entschied weder für den einen noch für den
andern, und als die Nacht anbrach, gaben sie den Streit auf.
Für den folgenden Tag beschloß man ans beiden Seiten Waffen-
*) stählen: festmachen wie Stahl. — 2) Kampfplatz.
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