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ruhe, um die Toten begraben zu können. Agamemnon aber ließ
an dem Ruhetage eine Mauer und einen Graben ziehen, um das
Heer und die Schiffe der Griechen zu schützen.
8. Am Tage darauf entbrannte der Kampf von neuem. Zeus
ergriff die Schicksalswage und legte zwei Todeslose hinein, eins
für die Griechen und eins für die Trojaner; aber das Los der
Griechen wurde zu leicht befunden, und der Beherrscher der Götter
und Menschen sprach den Trojanern den Sieg zu. Grimmig
wütete der Kampf, die Griechen wurden hart bedrängt und flohen
von allen Seiten nach den Schiffen. Wieder gedachten die Götter
in den Streit einzugreifen, aber das Verbot des Zeus schreckte sie
zurück. Erst als es dunkelte, ließ Hektor von der Verfolgung ab.
Angstgeschreckt wollte Agamemnon dem Achilles nicht nur die
Briseis zurückgeben, er bot ihm auch reiche Geschenke zur Sühne,
wenn er nur an dem Kampfe wieder teilnehme. Aber der Sohn
des Peleus war zu tief gekränkt; sein harter Sinn wurde nicht
gebeugt.
9. Am darauffolgenden -Schlachttage schien es anfangs, als
sollten die Griechen den Sieg davontragen. Agamemnon selbst
drang mit Zorneswut in die Reihen der Trojaner ein und hieb
viele ihrer besten Helden nieder. Da wurde er verwundet und
mußte ins Lager zurückkehren. Mit erneutem Mute trieb Hektor
die Seinigen in den wilden Streit. Jetzt wurde auch Diomedes
durch Paris verwundet, und die Griechen, ihrer besten Männer
beraubt, flohen abermals bis hinter die Verschanzungen zurück.
Da trat Patroklus vor Achilles hin mit der Bitte, ihm seine
Rüstung zu leihen, damit die Trojaner ihn für den gefürchteten
Helden ansähen und von den Schiffen zurückwichen. Achilles
konnte dem Freunde seine Bitte nicht versagen, und bald erschien
Patroklus, mit des Achilles Rüstung angetan, in den Reihen der
Kämpfenden. Banges Entsetzen ergriff die Trojaner, und bestürzt
flohen sie bis an die Mauern der Stadt. Wie aber Hektor den
Freund des Achilles erkannte, hielt er an und stellte sich dem edlen
Streiter entgegen. Ein heftiger Kampf entspann sich zwischen den
beiden; aber endlich stieß Hektor dem Patroklus mit Wucht die
Lanze in den Leib. Von allen Seiten eilten die Griechen und
Trojaner herbei und kämpften um den sterbenden Helden. Die
Trojaner behaupteten das Schlachtfeld und errangen die Rüstung,
die Leiche aber rettete der wackere Ajas.
10. Wie tobte Achilles, als er den Tod des geliebten Freundes
vernahm! Er eilte an das Meer und flehte zu seiner Mutter
Thetis, daß sie ihm mit Hilfe des Hephaistos eine neue Rüstung